Pflegekräfte kündigen oft wegen schlechter Führung: Sind PDLs das Problem?

Symbolbild: Pflegekräfte kündigen wegen schlechter Führung: Pflegerin von hinten zu sehen, die gerade ein Krankenbett durch den Flur schiebt, in der rechten Bildhälfte sieht man den Ausschnitt eines Textes, der mit der Schreibmaschine geschrieben wurde und besagt "Dear Boss I Quit"
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Ungerechte Behandlung, Mobbing oder geringe Wertschätzung: Immer häufiger kündigen Pflegekräfte wegen schlechter Führung. Nach einer Studie der „Altenpflege im Fokus“ wollen 40 Prozent der befragten Altenpfleger*innen ihren Job kündigen. Auch in unserer Community ist eine Tendenz deutlich: 52 Prozent unserer Follower*innen gaben an, schon einmal bei einem Arbeitgeber in der Pflege gekündigt zu haben. DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper betont zu Recht: „Wir brauchen eine Trendwende in der Altenpflege.“ Dies sehen Pflegekräfte ähnlich: „[Wir] würden vielleicht sogar zurückkommen, wenn sich wirklich etwas verändert.“

Was sind die Gründe für Berufsaustritte bei Pflegekräften?

Unterbesetzung zählt zur „chronischen Krankheit“ der Pflege und wird für das Pflegepersonal zur größten Belastung. Viele Pflegekräfte sehen die Kündigung daher als einzige Lösung, um den widrigen Arbeitsbedingungen zu entkommen. Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass 40 Prozent wegen Überbelastung, weitere 40 Prozent aufgrund von schlechten Führungskräften und nur 14 Prozent wegen des Gehalts gekündigt haben. Ein klares Meinungsbild, das deutlich macht, dass auf dem Arbeitsplatz emotionale Werte und das menschliche Miteinander eine deutlich größere Rolle spielen, als finanzielle Orientierungen nach dem Lohn.

Liegt das Problem bei den PDLs?

Da schlechte Führungskräfte zu einem der Hauptkündigungsgründe zählen, berichtet unsere Community, was sie mit ihren PDLs bereits erlebt haben. Sie erzählen uns von erniedrigendem Verhalten, fehlender Loyalität oder mangelnder Wertschätzung. Eine Followerin vertraut uns ihre Geschichte an und erzählt, dass sie Opfer von Mobbing durch ihre Pflegedienstleitung wurde und das ausgerechnet während ihrer Ausbildung, ein halbes Jahr vor der Prüfung. Auch in diesem Fall konnte nur ein Wechsel des Arbeitgebers dem Mobbing ein Ende setzen! Kaum zu glauben, dass es soweit kommen musste und der Vorfall bei Luisa (Name von der Redaktion geändert) bis heute psychische Spuren hinterlassen hat.

Wertschätzung geht oft wegen Aufgabenfülle unter

Eine Pflegedienstleitung (Chariva) aus unserer Community beschreibt ihre Stellung in einem persönlichen Interview als „Sandwichposition“. Diese sei in keinem Fall einfach, aber äußerst wichtig, da sie die Funktion eines „Sprachrohrs“ zwischen Pflegekräften und Geschäftsführer*innen haben. Daher besitzen PDLs viele übergeordnete Aufgaben, die im überfüllten Dienstplan auch mal zu kurz kommen. Manchmal ist es dann die Wertschätzung, die darunter leidet. Dennoch darf schlechte Führung durch solche Entschuldigungen nicht legitimiert werden und die Kritik der Pflegekräfte ist häufig berechtigt. „Viele PDLs vergessen die Wertschätzung auch ganz“, berichtet PDL Mandy aus eigener Erfahrung. Trotzdem erwähnt sie, dass das Thema “Wertschätzung” auch schwierig sei, da es als subjektive Wahrnehmung für jeden eine andere Bedeutung habe.

PDLs berichten: Angebote werden häufig nicht wahrgenommen

Pflegekräfte wünschen sich Kommunikation, Zuneigung und Wertschätzung von ihren Führungskräften. PDL Chariva erzählt, dass genau das auch für sie an oberster Stelle stehe und sie regelmäßig einen Stammtisch oder Personalfrühstück anbiete, um im netten Beisammensein Probleme und Unstimmigkeiten zu besprechen. Aber wie reagiert das Team? „Viele kommen gar nicht zu den von uns organisierten Treffen“, verrät sie. „Oft ist die erste Frage: ‚Ist das Dienstzeit?‘.“ Solche Reaktionen sorgen dann wiederum für Frustration bei den Pflegedienstleitungen – vor allem wenn sie als Dankeschön nur Vorwürfe erhalten. Da müsse man ein dickes Fell entwickeln und lernen, nichts persönlich zu nehmen, meint Chariva abschließend.

Wir sehen also: Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Pflegekräfte sind in ihren Forderungen nicht zurückhaltend, aber sollten bedenken, dass ihre Leitungen im Gegenzug auch mal Verständnis verdient haben.

Mandy weiß inzwischen genau, wen sie um Hilfe bitten kann und welche Kolleg*innen sie gar nicht erst fragen muss. Dafür findet sie klare Worte: „Es wird sehr viel auf sich selber geguckt und das Team-Denken ist verloren gegangen!“

Tipps für ein harmonisches Miteinander von Pflegekräften und PDLs

Da letztlich alle und nicht nur die PDLs an einer guten Arbeitsatmosphäre beteiligt sind, ist es hilfreich, wenn Probleme direkt und auf Augenhöhe besprochen werden. Die Beziehung und das Vertrauen als Team werden dadurch gestärkt und auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Damit sich alle wohlfühlen, sind regelmäßige Feedbackrunden eine gute Lösung, um zu sehen, ob dem Personal etwas auf dem Herzen liegt. Unstimmigkeiten können aber auch von Anfang an vermieden werden, indem alle Pflegekräfte an Planungen beteiligt sind und Austausch und Kommunikation stattfinden. Um sich professionelle Meinungen einzuholen, gibt es für Pflegedienstleitungen Coachings, um Führungsqualitäten zu verbessern und über neueste Personalstrukturen informiert zu sein. Auch Pflegekräfte können dank Weiter- und Fortbildungen ihren Wissensstand ständig auffrischen und sollten diese Angebote bekommen und annehmen.

Habt ihr auch Probleme mit eurer PDL?

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