Sind Humor und die Pflegebranche wirklich unvereinbar? Viele denken vielleicht, das Humor bei den ganzen Unglücksfällen, denen eine Pflegekraft täglich begegnet, fehl am Platz und sogar unangebracht ist. Doch beim richtigen Einsatz von Humor lassen sich Situationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten, Spannungen im Arbeitsalltag ab- und Freundschaften aufbauen. Und auch in der professionellen Pflege kann Humor sinnvoll eingesetzt werden und unterstützend wirken.
Humor in der Pflege – warum ist das so wichtig?
Viele wissenschaftliche Arbeiten befassen sich bereits mit dem gezielten Einsatz von Humor in der Pflege. Er hat in vielerlei Hinsicht einen positiven Einfluss auf die Patient*innen. Nicht nur die Perspektive wird geändert und Probleme können so an Intensität verlieren. Körperlich kann ein Lachen die Muskulatur entspannen, Blockaden lösen, das Gefäßvolumen erhöhen und sowohl die Adrenalin- als auch Cortisolausschüttung senken. Das baut Stress ab.
Auf emotionaler Ebene kann der Einsatz insbesondere in Bezug auf sich selbst helfen. Humor verbindet, denn er schafft eine offene Kommunikationsbasis und erleichtert den Zugang zu den Patient*innen, welche dadurch schneller Vertrauen fassen. Er hilft die Angst vor einer Krankheit besser kontrollieren zu können und sich nicht in der Opferrolle zu sehen. Hier ist insbesondere auch Humor der Patient*innen wichtig. Wer über sich selber lachen kann, zeigt Schwäche und kann sich diese selber besser zugestehen.
Dennoch ist der Einsatz dieser Methode nicht so einfach wie sie klingt. Sie verlangt ein hohes Maß an Feingefühl. Ein falscher Witz zum falschen Zeitpunkt kann ebenso negative Gefühle auslösen und das Gegenteil bezwecken. Doch keine Sorge – Humor kann gelernt werden!
Lachen ist auch gut für Pflegekräfte
Stress hat nicht nur negative Auswirkungen auf die eigenen Gesundheit, sondern auch tritt schnell in Berufen auf, in denen es auch mal turbulenter wird. Wie in der Pflegebranche, in der Pflegekräfte bekanntlich des Öfteren enormen Stress und anderen Belastungen ausgesetzt sind. Humor kann diesem Stress entgegenwirken. Lachen wirkt nämlich fördernd dabei Anspannungen zu lösen und hilft mit schwierigen Situationen besser umzugehen.
Beim Lachen werden Endorphine freigesetzt, die die Bildung von Stresshormonen eine Zeit lang hemmen. Es spricht also nichts dagegen, seine Gesichtsmuskeln bei der Arbeit ein wenig zu trainieren.
Humor für Führungskräfte: Das deutsche Institut für Humor
Dass die Rolle des Humors am Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist, zeigt auch das Deutsche Institut für Humor. 2005 von Eva Ullmann gegründet, hat sich das Unternehmen dem Ziel gewidmet Humor greifbarer und berechenbarer zu machen. Unter anderem geht es darum, das richtige Verhältnis von Humor und Ernsthaftigkeit zu erreichen. Das Angebot des Deutschen Instituts für Humor richtet sich dabei an Mitarbeiter*innen und Führungskräfte. In Impulsvorträgen, Workshops, Seminaren und Einzelcoachings wird das Wissen vermittelt, das die Teilnehmer*innen benötigen, um Humor professionell und sinnvoll in den Arbeitsalltag zu integrieren. Auf der Website werden zudem Podcasts und Online-Live-Seminare angeboten, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es wird von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, inwiefern Humor in den verschiedenen Branchen und Positionen notwendig ist.
Tipp: Sybille Bullatschek aka Ramona Schukraft bringt nicht nur Pflegekräfte, sondern auch Patient*innen zum Lachen. Die Komikerin verkörpert in ihrer Rolle Sybille eine „Pflägekraft“. Sie sagt: „In meiner Rolle steckt echtes Herzblut, denn die Pflege liegt mir am Herzen.“
Sybille Bullatschek: Humorvolle „Pfläge“ in Pfleidelsheim
Lachen als Schmerztherapie
Dem Lachen werden viele positive Effekte zugesprochen. Es soll nicht nur gegen Stress helfen, auch die körperlichen Auswirkungen sind nicht zu verachten. Heilungsprozesse können beschleunigt werden und auch in der Schmerztherapie wird es eingesetzt. Einem offenen Lachen werden die gleichen schmerzlindernden Erfolge zugeschrieben wie Endorphinen, wobei davon ausgegangen wird, dass das Lachen ebendiese freisetzt. Alternativ gibt es den Ansatz, dass das Lachen lediglich vom Schmerz ablenkt – aber solange die Wirkung eintritt sollte der Weg wohl egal sein. Ein weiterer Ansatz geht davon aus, dass schon die ausgelösten positiven Gefühle reichen, um die Schmerzen zu senken. Hierbei wäre ein direktes Lachen gar nicht nötig, die Patient*innen müssen lediglich Spaß haben.
Tipp: Laut einer Studie zu den Wünschen von Patient*innen an Pflegekräfte empfinden die Pflegebedürftigen Humor als hilfreich. Sie fühlen sich als Person wertgeschätzt und angenommen, wenn man ihnen mit Humor begegnet oder zum Beispiel auf ihre Witze eingeht.
Immer mehr Clowns in der Pflege
Der Einsatz von professionellen Clowns im Klinikalltag nimmt in Deutschland vermehrt zu. Insbesondere bei Kindern oder Senior*innen findet dies großen Anklang, da diese Altersgruppen besonders empfänglich sind. Im Kontakt mit den Clowns schöpfen die Kinder neue Energie und dies führt zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes.
In Seniorenheimen sorgen die Clowns für eine gekonnte Abwechslung und bringen etwas Farbe in das Leben der alten Menschen. Durch einen liebevollen Umgang, Spiele, gemeinsames Singen und Musizieren hellen sie nicht nur die Stimmung auf. Depressionen kann so entgegengewirkt werden, die Mobilität verbessern und die kognitiven Fähigkeiten stärken.
Mehr dazu:
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Quellen:
Arbeits-ABC: https://arbeits-abc.de/humor-am-arbeitsplatz-wer-lacht-hat-die-macht/
Bibliomed: https://www.bibliomed-pflege.de/news/29596-humor-in-der-pflege-lachen-gefaehrdet-die-krankheit
IHLEVITAL: https://www.ihlevital.de/blog/stress-abbauen-heute-schon-gelacht/
Deutsches Institut für Humor: https://www.humorinstitut.de
Tamala: https://www.tamala-center.de/seminare/humor-in-der-pflege-und-medizin.html