Leni wird auf Instagram gefragt, ob sie denn in der Nachtschicht auch arbeiten würde. Nicht selten wird ihr Beruf als Krankenschwester darauf reduziert, dass sie ja „nur Hintern abwischt“. Dabei steckt hinter dem Job als Pflegekraft so viel mehr. Und das möchte die Pflegeinfluencerin auf Instagram auch vermitteln.
„MEINE ARBEIT ERFÜLLT MICH TOTAL!“
Schon als 14-Jährige spritzte sie ihrer Großmutter das Insulin und beobachtete ihren Hausarzt beim Besuch immer etwas zu übereifrig. Leni’s Interesse an der Medizin, aber auch an den Menschen war schon immer groß. Genau deshalb war ihre spätere Berufswahl wohl genau richtig. Leni heißt eigentlich Kathleen Richter und arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Leipzig. Bevor Leni’s Wahl auf die Intensivpflege fiel, hat sie viel ausprobiert.
Dabei war sie unter anderem in der ambulanten Pflege tätig, als Leitung in einem Pflegeheim oder in der Kinderintensivpflege. In ihre aktuelle Position ist sie eher hineingestolpert – zum Glück! „Als ich in der Intensivpflege begonnen habe, waren Angst und Respekt vor den Geräten, der Beatmung und der Dialyse echt groß. Aber jetzt erfüllt mich meine Arbeit total und das Team ist auch toll.“
EINE ZWEITE FAMILIE
Die Beziehung zu ihren Patient*innen ist Leni besonders wichtig. Und dafür bekommt sie oft auch einiges zurück. Selbst nach einem langen Aufenthalt kommen ehemalige Patient*innen mal wieder zu Besuch. Dann setzten sie und ihre Kolleg*innen sich auch gerne mal zusammen hin und quatschen bei einem Kaffee ein bisschen.
ES WIRD EBEN NICHT NUR KAFFEE GETRUNKEN UND GEQUATSCHT
Obwohl sich Leni und ihr Team hin und wieder einmal die Zeit dafür nehmen, mit den Patient*innen zu reden: Leni betont, dass Pflegekräfte eben nicht nur immer herumsitzen. Diese Momente sind eher selten und genau deshalb besonders wertvoll. „Viele Menschen haben dieses verzerrte Bild von Krankenschwestern: Manche fragen mich, wo wir denn in der Nachtschicht schlafen würden. Und ich sage dann: Wir schlafen nicht – wir arbeiten!“
Diese Botschaft verbreitet Leni auch über ihr Instagram-Profil @le_ni_fee. So möchte sie den Ruf der Pflege über Social Media verbessern. Leni berichtet über die schönen und berührenden Momente mit ihren Patient*innen, zeigt wie der Arbeitsalltag auf der Intensivstation wirklich aussieht und wie viel Verantwortung sie dabei tragen muss.
MEHR ALS NUR EINE KRANKENSCHWESTER
Ihre Arbeit konfrontiert Leni auch täglich mit dem Tod. „Der Tod war für mich von Beginn an sehr beängstigend. Aber ich habe gelernt, dass er mit zum Leben dazugehört. Es ist schwer zu sehen, wenn selbst große, starke Männer in Tränen ausbrachen. Sowas darf man nicht mit nach Hause nehmen, sondern man muss für die Patient*innen da sein und lernen, mit deren Trauer umzugehen.“ Und genau diese bewegenden Momente bringen Leni dazu, zu sagen: „Ich bin mehr als eine Krankenschwester!“ Solche Momente brachten Leni auch dazu, aktiv ihre Erlebnisse aus der Pflege im Netz zu teilen. Sie kam einfach eines Tages nach Hause und hatte das Bedürfnis, über ihren Tag zu sprechen. So entstand ihr erster Post und mit der Zeit entstand eine kleine Community um sie herum.
IM NOTFALL SIEHT ES DANN SCHON GANZ ANDERS AUS
Leni nutzt ihre Reichweite und lässt die Gesellschaft an ihrem Beruf teilhaben. Auch, um damit junge Menschen zu animieren, den Beruf als Pflegekraft zu ergreifen. „Jeder der ein Herz für Menschen hat, ihnen helfen will und sich vielleicht auch noch für Medizin interessiert, sollte diesen Beruf mit einem Praktikum für sich austesten. Es gibt so viele gute Seiten, aber diese muss man erstmal entdecken.“ Mit dieser Einstellung konnte Leni auch schon ein paar ihrer Follower*innen dazu motivieren, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen.
Auch mit der Pflegeinfluencerin @einfach.jean haben wir ein tolles und interessantes Interview geführt: Mit Instagram gegen den Pflegenotstand: einfach.jean hat eine Mission