07 Sep 2022

Von Kaffee bis Koks: Viele Pflegekräfte sind süchtig

Alkohol und Medikamente
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Ist es der Stress, die ständige Überlastung, die seelische Belastung oder alles zusammen? Viele Gründe könnten dazu führen, dass Mitarbeiter*innen in der  Pflege zu legalen Suchtmitteln wie Nikotin, Alkohol oder verschreibungspflichtige Medikamente greifen. Dabei sind es doch gerade die Pflegekräfte, die die Folgen eines zu hohen Konsums dieser Mittel täglich zu Gesicht bekommen.

Was zählt zu den legalen Drogen?

Alkohol, Nikotin, Koffein, sowie alle rezeptfreien Medikamente oder Naturdrogen – das sind legale Drogen, die alle Erwachsenen in Deutschland problemlos konsumieren können. Auch Klebstoffe, Feuergas oder Industriereiniger, die vielleicht auf den ersten Blick keine klassischen Drogen sind, zählen dazu. Legal sind sie, da ihr Besitz, Konsum und Handel nicht verboten ist. Gerade Pflegekräften ist der Zugang zu Medikamenten wie Benzos, Z-Substanzen oder Opiaten erleichtert. Für ihren erhöhten Kaffee- und Zigarettenkonsum ist die Pflege bekannt – und auch Alkohol gehört für viele nach einem stressigen Arbeitstag dazu, um loslassen und schlafen zu können.

Auch interessant: Drogenmissbrauch in der Pflege: Ein Betroffener erzählt

Täglich begegnen Pflegekräfte den Folgen – und konsumieren dennoch

Die körperlichen Folgen dieses erhöhten Drogenkonsums ist vielen Pflegenden durchaus bewusst. Sie selber behandeln schließlich die Folgen im Klinikalltag: Leberzirrhose, Pankreatitis, Krebs, Depressionen, Angst und Persönlichkeitsveränderungen gehören beim Konsum dazu. Alle legalen Drogen besitzen trotz ihrer Legalität ein hohes Suchtpotenzial, sodass beispielsweise jährlich mehr als 70.000 Menschen den Folgen der Alkohol-Sucht erliegen. Legal bedeutet also nicht gleich ungefährlich. Rituale, wie der morgendliche Kaffee, die Zigarette in der Mittagspause und das Glas Wein nach Feierabend gehören in Deutschland dazu, sind kulturell akzeptierte Rituale, frei nach dem Motto: „Ich muss mir auch mal was gönnen.“

Das Problem dabei: In Maßen mögen sie noch in Ordnung sein, aber durch ihr großes Suchtpotential können sie die Gesundheit der Menschen erheblich beeinträchtigen.

12 Millionen Deutsche rauchen
1,6 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig
2,4 Millionen Deutsche sind abhängig von Medikamenten

Zu viele Pflegekräfte sind süchtig nach legalen Drogen

Wie präsent Drogenmissbrauch in der Pflege ist, davon haben uns schon viele PKM-Communitymitglieder persönlich erzählt.
Pflegekraft Jovica sieht als Ursache des Problems ganz klar die Politik in der Schuld: „Das System macht uns Pflegekräfte krank. Wir trinken zu viel Kaffee und rauchen Zigaretten, ernähren uns ungesund und trinken zu wenig. Manche Pfleger*innen greifen zu oft zum Alkohol, andere nehmen sogar Drogen.“
Pflegekraft Alex war ganze 31 Jahre lang süchtig nach Heroin, Koks, Benzo und Cannabis. Dabei hat er aber immer eine klare Grenze gezogen: „Es wäre es mir im Traum nicht eingefallen, Medikamente auf der Arbeit zu nehmen, das wäre für mich ein Schritt zu viel!”
Eine andere Followerin erzählte uns auch von einem Fall, in dem eine Kollegin Tilidin klaute, da die Belastung auf der Arbeit unerträglich war.
Die Ursachen für den Drogenmissbrauch sind immer unterschiedlich, jedoch zeigt sich häufig, dass die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege ein häufiger Grund sind, den man gut vermeiden könnte.

Berufsgruppe Pflege: Erhöhtes Risiko für Suchterkrankungen

Ein Missbrauch von Suchtmitteln ist für Pflegende durch den regelmäßigen Kontakt damit verhältnismäßig leicht möglich. Aufwändige Kontrollmechanismen sorgen nicht immer dafür, dass der Konsum vor Kolleg*innen oder Vorgesetzten ans Licht kommt, viele schaffen es, ihre Sucht trotz allem geheim zu halten. Doch nicht allein der leichte Zugriff auf Suchtmittel ist die Ursache für das Missbrauchsproblem: Hohe Arbeitsbelastung, Schichtdienst und Frustration sorgen dafür, dass Pflegekräfte auch eine Erleichterung in legalen Drogen suchen.

Hilfe für Betroffene
Ihr wisst nicht mehr weiter oder möchtet jemandem helfen? Unter diesen Nummern erhaltet ihr Hilfe:
Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline: 01806 – 31 30 31
Die Telefonseelsorge: 08001110111
Kinder und Jugendtelefon: 116 111
Elterntelefon: 0800-111 0 550

Greifst du selber auch regelmäßig zu Suchtmitteln?

Quellen:

Mywaybetterford:Legale Drogen

Bundesgesundheitsministerium: Sucht und Drogen

Springer Pflege: Alkohol, Rauchen, Medikamente: Sucht in der Pflege

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