Während der Corona-Krise wird immer wieder die Systemrelevanz der Pflegekräfte hervorgehoben. Das kommt allerdings sehr spät. Der Beruf der Pflege wird in Deutschland nicht angemessen anerkannt – sowohl von der Gesellschaft, als auch von der Politik. Und auch finanziell werden die Menschen, dessen Systemrelevanz leider erst durch eine solche Krise von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, nicht ausreichend für ihre harte Arbeit entlohnt. Wir von PKM wollen ein Sprachrohr für die Pflege sein und haben deshalb klare Forderungen an die Politik: Es muss sich etwas ändern!
Deutschlands Pflegebranche hat ein Imageproblem
Die öffentliche Wahrnehmung für die Probleme im deutschen Gesundheitswesen, speziell in der Pflegebranche, ist in letzter Zeit deutlich gestiegen. Dass dafür allerdings erst eine schwere Krise Deutschland und die Welt erschüttern musste, ist mehr als traurig. Und die Aufmerksamkeit ist noch immer nicht groß genug. Von Applaus können sich Pfleger*innen nichts kaufen, eine einmalige Prämie ist eine nette Geste, doch eine dauerhafte Lohnerhöhung und eine einheitliche Bezahlung nach Tarif wäre für viele Pflegekräfte die bessere Lösung gewesen. Das Problem: Die Anerkennung des Pflegeberufes ist im Allgemeinen in Deutschland eher sehr gering. Viele Menschen sehen in der Pflege keinen medizinischen Beruf, sondern nur das typische Klischee “Hintern abwischen”. Damit sich dieses Bild dauerhaft ändert, braucht die Pflege ein besseres Image und mehr Aufklärung. Jungen Menschen muss gezeigt werden, wie anspruchsvoll, vielseitig und wichtig die Pflege in Wirklichkeit ist. Dazu braucht es mehr Aufklärung in Schulen, aber auch Imagekampagne, welche die reale Pflege darstellen. Projekte wie “Ehrenpflegas” sind hierbei nicht die beste Lösung, denn sie verhärten nur die schon vorhandenen Klischees in der Gesellschaft und festigen das Bild von Pflegekräften als “Nichtskönner”.
Soziale Netzwerke sollten nicht vernachlässigt werden
Aus dem Imageproblem des Berufs folgt logischerweise ein Mangel an neuen Fachkräften. Und dieser wird sich aufgrund des demographischen Wandels in Zukunft noch deutlich verschärfen. Bis 2030 braucht es rund 190.000 neue Pflegekräfte wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft bereits Ende 2019 errechnete. Während viele junge potenzielle Bewerber*innen zwar auf der Suche nach einem sinnvollen und erfüllenden Job sind, ist die Pflege für Sie eher weniger interessant. Das lügt nicht nur an der schlechten Bezahlung und den schlechten Arbeitsbedingungen, sondern auch am Recruiting vieler Pflegedienste, welches nicht digital stattfindet. Kampagnen für die Pflege von der Politik, aber auch Stellenanzeigen von Pflegediensten, sollten online viel präsenter sein. Es gilt, die Pflegekräfte an den Orten abzuholen, an denen sie regelmäßig unterwegs sind: In den sozialen Netzwerken. Hier gibt es die Chance, sie auf die Vorteile der Pflege aufmerksam zu machen. Neben der Politik und den Pflegediensten können auch Pflegekräfte selber ihren Teil dazu beitragen: Indem Sie ihren Pflegealltag auf Facebook, Instagram oder TikTok teilen, bieten sie reale Einblicke in die Pflege und wecken so vielleicht das Interesse der Jugend an diesem Beruf.
Mehr Geld für Pflegekräfte!
In Niedersachen wurde nun das Arbeitszeitgesetz ausgesetzt, das bedeutet Pflegekräfte wurden zur pandemischen Verfügungsmasse erklärt. 12-Stunden Schichten und 60-Stunden Wochen sind demnach möglich und werden durch den Gesetzgeber gestützt.
Die Pflegekräfte bekommen dafür allgemein gesellschaftlichen Applaus, doch werden für die hohen mentalen und körperlichen Belastungen nicht einmal finanziell vernünftig entlohnt. Die einmaligen Prämien von bis zu 1.000 Euro entschädigen keinesfalls den Mehraufwand der über mehrere Monate betrieben wird.
Die finanzielle Entlohnung im Allgemeinen ist den Aufgaben dieses komplexen Berufs keinesfalls angemessen und muss erhöht werden. Dies würde den Beruf auch wieder attraktiver machen. Als Lösungsansatz könnte man sich hier auf eine Tarifliche Entlohnung für Pflegekräfte einigen. Hier scheint sich langsam auch etwas zu tun. In den Eckpunkten, die Gesundheitsminister Jens Spahn nun im Rahmen der Pflegereform 2021 vorlegte, geht hervor, dass in Zukunft genau diese Entlohnung nach Tarif als Voraussetzung für die Zulassung einer Pflegeeinrichtung gelten könnten.
Welche Forderungen hast du als Pflegekraft an die Politik? Welche Punkte sollten noch häufiger angesprochen und thematisiert werden?
Quellen:
SZ: www.sueddeutsche.de/medien/serie-youtube-pflege-1.5069951
Tagesspiegel: www.tagesspiegel.de/politik/jens-spahn-plant-grossen-wurf-das-sind-die-eckpunkte-der-pflegereform/26611338.html