„Mein Name ist Boris. Ich bin 25 Jahre alt und gehe 1. Klasse. 1. Klasse Pflegeschule.“ Mit diesen Worten begrüßt Pflegeschüler Boris die Zuschauer in der der fünfteiligen Miniserie „Ehrenpflegas“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit der Serie möchte das Ministerium den Beruf der Pflegekraft für Jugendliche interessanter machen, erntete dafür bisher aber nur harsche Kritik.
JUNGE NETFLIX-STARS, ABER VIELE VORURTEILE
Die Hauptdarsteller*innen sind drei deutsche Netflix-Stars, also quasi echte Vorbilder der Jugend. Eine gute Voraussetzung also, doch wer schon wenige Szenen der Serie sieht, erkennt schnell: Klischees und Vorurteile sind die Basis dieses Projektes und rücken die Pflege nicht gerade ins beste Licht. Während es auf Twitter zum Teil heftige Kritik hagelt, bleibt das Bundesfamilienministerium aber stur und verteidigt sein 700.000 Euro teures Projekt.
„EHRENPFLEGAS“ ALS WERBEKAMPAGNE GEGEN DEN PFLEGEMANGEL
Mit Danilo Kamperidis und Lena Klenke aus der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ sowie Lisa Vicari aus „Dark“ versucht das BMFSFJ die Jugendlichen für den Pflegeberuf zu begeistern. Die Serie „Ehrenpflegas“ erzählt die Geschichte von drei Jugendlichen, die gemeinsam ihre Ausbildung in der Pflege beginnen. Während „Boris“ (Danilo Kamperidis) die Ausbildung nur des Geldes wegen beginnt, begleiten ihn auf seinem Weg die Musterschülerin „Harry Potter“ (Lena Klenke) und sein Schulschwarm „Miray“ (Lisa Vicari). Die drei klären in der Serie über die generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann/ zur Pflegefachfrau auf, die seit Anbeginn des Jahres 2020 die drei Ausbildungsberufe Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderkrankenpfleger vereint.
AUCH DER BERUFSVERBAND DISTANZIERT SICH
Der Berufsverband Pflege distanzierte sich ausdrücklich von der Miniserie. Sie sei eine „klischeehafte Überzeichnung“ und spiegele nur „die Vorurteile der Macherinnen und Macher wieder.“ Bei der Pflege handle es sich eben nicht um eine Art Auffangbecken für alle, die keine Perspektive an anderen Stellen haben. Die Pflege ist auch unserer Meinung nach ein anspruchsvolles Berufsfeld, für das es nicht nur bestimmte Kompetenzen, sondern auch menschliche Eigenschaften braucht. Zufällig in die Pflege stolpern sollte man nicht, sondern sich bewusst dafür entscheiden. Ein realistisches Bild zeichnet die Serie von der Pflege nicht.
„EHRENPFLEGAS“ LÖST HEFTIGE TWITTER-REAKTIONEN AUS
Auf Twitter stößt die Kampagne auf starken Gegenwind. Ein Twitter-User der laut eigenen Angaben gerade eine Ausbildung in der Pflege macht, verschafft seinem Ärger Luft. Er findet den „Fack Ju Göthe“ Style der Serie realitätsfern und fühlt sich nicht ernst genommen.
Für Schwester Nadine ist die Kampagne der letzte Tropfen, der das Fass 2020 nun zum überlaufen bringt.
Das Satiremagazin „Extra3“ griff die Kampagne auch auf und repostete mit den Worten „Ehrenpfleas in Real Life“ ein älteres Video auf Twitter, welches die wahren Probleme in der Pflege anspricht und auch von der Twitter-Community als deutlich realitätsnäher angesehen wird.
DAS BMFSFJ HÄLT AN „EHRENPFLEGAS“ FEST
Das BMFSFJ jedoch bleibt sich treu und sagt klar: Jetzt sprecht ihr alle über die Pflege. Den Rummel um die Serie nutzen sie, um die Vorteile der generalistischen Pflegeausbildung zu teilen.
Was ist eure Meinung zu „Ehrenpflegas“? Konntet ihr über die Serie noch lachen oder hat sie auch euch schockiert?
Quellen:
https://www.stern.de/wirtschaft/job/-ehrenpflegas—berufsverband-pflege-kritisiert-miniserie-scharf-9452412.html
https://www.sueddeutsche.de/medien/serie-youtube-pflege-1.5069951