In der Pflegebranche, wo das Leben im Vordergrund steht, gibt es Momente, die selbst die stärksten Pflegekräfte in eine unerwartete Dunkelheit stürzen. Denkt einmal kurz darüber nach: Was würdet ihr tun, wenn ihr eine*n geschätzte*n Kollegen*in, der kurz vorher noch neben euch gearbeitet hat, plötzlich verstorben im Dienst vorfindet? Verena, eine erfahrene Pflegekraft, teilt ihre bewegenden Erfahrungen und Einblicke in diese herausfordernde Situation.
Vom Start in der Pflege bis zur Lehrtätigkeit
Belastungen und Herausforderungen: Verena redet aus Erfahrung
Verena teilt nicht nur ihren beruflichen Werdegang, sondern auch tiefgreifende Einblicke in die Herausforderungen, denen sie in den letzten Jahren gegenüberstehen musste. Sie erinnert vor allem an tragische Fälle von Kolleg*innen, die unter ihren eigenen Belastungen und Suchterkrankungen litten, ohne rechtzeitig Hilfe erhalten zu haben. „Bei einem Kollegen war das Alkoholproblem tatsächlich bekannt, jedoch existierte das in einem weitaus größeren Ausmaß als angenommen. Dass er sich auf einmal an einem normalen Tag in einem Park das Leben nimmt, damit hätte niemand gerechnet. Mich hat das zutiefst schockiert und solche Fälle habe ich in meinen 30 Jahren Berufserfahrung leider mehrfach erleben müssen.“
Ein weiteres erschütterndes Erlebnis betrifft eine Kollegin, die tot in der Umkleidekabine der Klinik aufgefunden wurde, was für Verena ebenfalls ein großer Schock war: „Das hat mich total mitgenommen und berührt. Ich habe mir wirklich gedacht, das kann doch nicht sein. Gerade Menschen, die viel helfen und sich engagieren – dass die dann plötzlich Entscheidungen treffen, die so irreversibel sind, ist einfach traurig und schockierend.“
Suizid unter Kolleg*innen: Wie geht man mit so einer Situation um?
Verena ist sich der Schwierigkeiten bewusst, die mit der Bewältigung einer derartigen Situation einhergehen können. Aus eigener Erfahrung heraus betont sie vor allem die wichtige Bedeutung der Zulassung von Trauerphasen und die Kommunikation innerhalb des Kollegiums: „Das Wichtigste ist, diese Trauerphasen zuzulassen. Es ist völlig normal und menschlich, so zu reagieren. Wir sollten uns erlauben, diese Gefühle anzusprechen und sie innerhalb des Teams zu teilen, einander zu unterstützen und beizustehen. Denn wenn sich jemand innerhalb des Kollegiums einfach so das Leben nimmt, dann betrifft es eben jeden im Team.“ Dabei bezieht sich Verena nicht nur auf den Verlust von Kolleg*innen, sondern auch auf den Verlust von Patient*innen, die einem möglicherweise nahestanden und die man über einen längeren Zeitraum betreut hat. „Es ist auch in Ordnung, als Pflegekraft mit den Angehörigen gemeinsam zu weinen. Man sollte seine Gefühle zulassen und nicht einfach unterdrücken.“
Trauerbewältigung und Sensibilisierung
Wir danken Verena für ihren Mut, uns von diesen tragischen Erlebnissen erzählt zu haben und für das interessante Interview und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute!
SOS: Bei Suizidgedanken oder Kummer Telefonseelsorge anrufen!
Habt ihr vielleicht sogar auch Suizidgedanken oder kennt ihr jemanden, um den ihr euch sorgt? Dann macht das nicht mit euch alleine aus, sondern holt euch Hilfe. Sprecht darüber! Wenn ihr keinen habt oder ihr euch nicht vor Freunden, der Familie, Kolleg*innen oder Bekannten öffnen könnt, wendet euch anonym an telefonische Hilfsdienste:
Quellen
- ZDF: https://www.zdf.de/