Pflegealltag: Was tun, wenn der Umgangston im Team respektlos wird?

Kennst du das? Jemand aus dem Team ist gestresst, spricht ruppig – und du weißt nicht, wie du reagieren sollst? Unfreundlichkeit im Pflegealltag kann viele Ursachen haben: hoher Arbeitsdruck, Frustration oder Stress sind oft die Auslöser. Manche Kolleg*innen oder Vorgesetzte stehen unter starkem Druck, andere haben einfach einen schlechten Tag. Manchmal ist distanziertes oder schroffes Verhalten auch ein Schutzmechanismus – doch das rechtfertigt kein respektloses Verhalten.
Anstatt dich zurückzuziehen oder Unfreundlichkeit einfach hinzunehmen, kannst du aktiv zu einer besseren Teamkultur beitragen. Doch wie reagierst du am besten auf unfreundliche Kolleg*innen in der Pflege? Mit diesen praxisnahen Tipps bleibst du gelassen, entschärfst Konflikte und förderst ein respektvolles Miteinander.
Ursachen von Unfreundlichkeit in der Pflege
Konflikte in der Pflege entstehen häufig durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Ein zentraler Punkt ist die hohe Arbeitsbelastung: Stress führt zu Gereiztheit, während Empathie und Kommunikationsbereitschaft abnehmen – eine Mischung, die Spannungen im Team verstärken kann.
Auch die körperliche Belastung durch Schichtarbeit und die große Verantwortung, die Pflegekräfte tragen, können Konflikte begünstigen. Unterschiedliche Meinungen können schnell zu Auseinandersetzungen mit Patient*innen oder Angehörigen führen. Besonders der Personalmangel verschärft die Situation: Unterbesetzte Teams müssen häufiger Überstunden leisten, was die Belastung zusätzlich steigert.
Ein weiterer Konfliktauslöser ist fehlende Wertschätzung im Team. Wenn Kommunikation nicht auf Augenhöhe stattfindet, entstehen Missverständnisse und Frustration, die langfristig das Teamgefühl und die Zusammenarbeit erschweren.
Praxisnahe Strategien: So verbesserst du die Kommunikation im Pflegealltag
Ruhig bleiben: Stressreaktionen vermeiden
Gerade in hektischen Schichten ist es wichtig, ruhig zu bleiben und nicht impulsiv zu reagieren. Statt sofort zu kontern, hilft es, die Aussage des Gegenübers neutral aufzunehmen und sich emotional zu distanzieren. Eine sachliche Kommunikation verhindert, dass Konflikte eskalieren und sorgt für ein besseres Arbeitsklima.
Auch deine Körpersprache spielt eine große Rolle: Vermeide Körperkontakt, verschränkte Arme oder ruckartige Bewegungen, da sie ablehnend oder provozierend wirken können.
Wenn jemand aus dem Team gestresst aus der Übergabe kommt und ruppig äußert, ständig zusätzliche Aufgaben übernehmen zu müssen, kann eine impulsive Reaktion die Situation verschärfen. Stattdessen ist es hilfreich, ruhig zu bleiben und Verständnis zu zeigen. Sag zum Beispiel: „Ich sehe, dass du gestresst bist. Lass uns gemeinsam schauen, ob wir eine Lösung finden.“ So zeigst du Empathie und bietest direkt eine Lösung an.
Direkte Kommunikation: Grenzen setzen, ohne zu eskalieren
Eine respektvolle Zusammenarbeit erfordert, dass unangemessenes Verhalten nicht ignoriert, sondern direkt angesprochen wird. Direkte Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden und das Teamklima zu verbessern.
Wenn Kolleg*innen wiederholt in einem gereizten oder unfreundlichen Ton sprechen, solltest du das nicht einfach hinnehmen. Statt zu schweigen, kann eine sachliche, aber bestimmte Reaktion Klarheit schaffen: „Ich sehe, dass es gerade stressig ist, aber bitte sprich respektvoll mit mir. Wenn es ein Problem gibt, lass uns in Ruhe darüber sprechen.“
Auch im Umgang mit Vorgesetzten ist eine klare Kommunikation entscheidend – vor allem, wenn es um Überlastung und zusätzliche Schichten geht. Wird kurzfristig eine zusätzliche Schicht angefragt, obwohl du bereits mehrfach eingesprungen bist, kannst du höflich, aber bestimmt antworten:
„Ich verstehe, dass die Lage angespannt ist, aber ich habe zuletzt viele Extra-Schichten übernommen und merke, dass es mich belastet. Damit ich langfristig leistungsfähig bleibe, kann ich diesmal nicht einspringen.“
Diese Formulierungen helfen dir, deine Grenzen klar zu kommunizieren, ohne die Situation zu eskalieren. So stärkst du eine wertschätzende Kommunikation im Team und schützt gleichzeitig deine eigene Gesundheit.
Abstand nehmen: Wenn ein Gespräch nicht weiterführt
Nicht immer reicht eine direkte Ansprache, um Konflikte im Pflegealltag zu lösen. Wenn Kolleg*innen oder Vorgesetzte weiterhin gereizt oder respektlos bleiben, kann es sinnvoll sein, das Gespräch zu unterbrechen, bevor es eskaliert. Indem du Konflikte nicht unnötig eskalieren lässt, sondern sie in einem ruhigen Moment klärst, trägst du aktiv zu einer wertschätzenden Teamkultur bei.
Statt weiter zu diskutieren, signalisiere, dass du das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe fortsetzen möchtest: „Ich merke, dass wir gerade nicht weiterkommen. Lass uns später in Ruhe darüber sprechen.“
Manchmal kann es helfen, sich einer anderen Aufgabe zuzuwenden – etwa Dokumentation zu erledigen oder Patient*innen zu versorgen. Wichtig ist jedoch, dass du nicht einfach gehst, sondern klar kommunizierst, dass du das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortführen möchtest.
Letzter Schritt: Maßnahmen ergreifen
Wenn respektloses Verhalten regelmäßig vorkommt oder persönliche Grenzen überschritten werden, sollte das nicht ignoriert werden. In solchen Fällen kann es notwendig sein, sich an Vorgesetzte oder die Personalabteilung zu wenden.
Dieser Schritt sollte jedoch erst erfolgen, wenn direkte Gespräche und Deeskalationsversuche erfolglos geblieben sind. Im Pflegealltag kann das zum Beispiel der Fall sein, wenn Kolleg*innen dich wiederholt vor Patient*innen abwerten oder dir bewusst unangenehme Aufgaben zuschieben. Wenn ein klärendes Gespräch keine Besserung bringt und das Verhalten weiterhin anhält, ist es sinnvoll, die Situation zu dokumentieren und die Vorgesetzten zu informieren.
Eine sachliche Meldung kann helfen, das Problem auf professioneller Ebene zu lösen und langfristig ein respektvolles Arbeitsumfeld zu fördern.
Fazit: Respekt ist die Basis für eine starke Teamkultur in der Pflege
Auch wenn ein rauer Umgangston selten grundlos entsteht, bedeutet das nicht, dass du ihn einfach hinnehmen musst. Der Umgang mit schwierigen Kolleg*innen und Vorgesetzten ist nie einfach, aber durch ruhiges Verhalten, klare Grenzen und – wenn nötig – die richtige Eskalation kannst du aktiv zu einem besseren Teamklima beitragen. Klare Kommunikation stärkt nicht nur dich, sondern das gesamte Team. Pflege kann nur dann langfristig gut funktionieren, wenn Respekt und Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen.
Welche Erfahrungen habt ihr schon gemacht? Welche Strategien helfen euch im Pflegealltag? Erzählt es uns in den Kommentaren!
Wie oft erlebst du einen rauen Umgangston in der Pflege?