„Wir wollen die Arbeit in der Pflege für Außenstehende transparenter machen.“

Transparenz in der Pflege
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Lea und Gülnur sind beide 18 Jahre alt und kennen sich schon seit ihrer Schulzeit. Die beiden machen gerade ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Zeitgleich produzieren sie Videos für YouTube und teilen sie auf ihrem Profil „LG-Pflege-Kanal“. So möchten sie Pflegerschüler*innen bei Prüfungen unterstützen und ihnen zeigen, wie der Praxisalltag in der Pflege so aussieht. Im Interview erzählen uns Lea und Gülnur, wie sie zur Pflege gekommen sind und wie sie auf die Idee mit ihrem YouTube-Kanal gekommen sind.  

Wie kam es, dass ihr euch für die Pflege entschieden habt?

Gülnur: Zur Pflege kam ich dank meiner Schwester, die selber Altenpflegerin ist und auch durch meine Mutter, die in der Türkei immer Krankenschwester werden wollte. Das hat aber leider nie geklappt. Zusammen mit Lea hab ich mich dann dazu entschieden, ein Praktikum im Diakonie-Krankenhaus  anzufangen und dann haben wir uns auch gemeinsam dazu entschieden, eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu machen.

Lea: Bei mir ist es so, dass meine Mutter eine eigene Seniorenwohngemeinschaft leitet. Ich bin also quasi in die Pflege reingerutscht.

Auf welche Herausforderungen seid ihr gestoßen, als ihr euch für die Pflege entschieden habt?

Gülnur: Meine Bekannten und meine Familie waren anfänglich dagegen, dass ich in der Pflege arbeite, weil sie sie dachten, dass ich da Menschen nur den Po abwische und mich nur um die alten Leute kümmere. Inzwischen hat sich dieses Bild aber geändert. Wenn ich mit Bekannten oder der Familie z.B. telefoniere, dann fragen die natürlich auch, was ich so auf der Arbeit mache. Nachdem ich regelmäßig erzählt habe, was ich wirklich mache, hat sich ihre Sichtweise dann auch geändert.

Lea: Wenn ich das nicht in meinem privaten Umfeld gehabt hätte, dann wäre ich wohl nie auf diesen Beruf aufmerksam geworden. Der Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers ist gesellschaftlich einfach noch sehr schlecht angesehen. Als Jugendliche*r ist es schwer, sich für diesen Job zu entscheiden. Das Praktikum hat es für mich dann klar gemacht. Wenn man sich dafür interessiert und es dann auch mal praktisch macht, dann merkt man auch, was diesen Beruf eigentlich ausmacht und es fällt einem leichter, den Schritt in die Pflege zu wagen.

Was wollt ihr beruflich noch erreichen?

Gülnur: Ich würde gerne nach der Ausbildung Praxisanleiterin werden, um Schüler*innen zu betreuen. Ein paar Jahre lang möchte ich aber noch in meinem aktuellen Haus arbeiten und dann nochmal woanders reinschnuppern, um zu gucken, wie es woanders ist.

Lea: Ich denke, dass ich meinen Fachbereich schon gefunden habe, der mich interessiert. Ich würde sagen, ich bin mehr so die „Neuro-Schwester“ oder die geriatrische Reha finde ich auch cool. Aber was mir besonders am Herzen liegt, und deshalb gibt es auch unseren Youtube-Kanal, ist, dass das gesellschaftliche Bild sich ändern soll. Das ist ein weiteres Ziel, das ich neben dem Beruf habe. 

Gab es Augenblicke, die euch in dem bestätigt haben, was ihr tut?

Lea: In der Ausbildung nimmt man sich ja doch mal mehr Zeit für die Patient*innen. Das bekommt man dann auch zu spüren durch Sätze wie „Auf sie ist wenigstens Verlass“ oder „Sie sind so geduldig mit mir.“ Dann merkt man schon: Das was ich mache, ist gut.

Gülnur: Die Patient*innen sind wirklich dankbar, wenn man etwas macht. In meiner Schicht sind oft nur sehr wenige Pflegekräfte und mehrere Auszubildende da. Die Pflegekräfte müssen dann aber auch mal organisatorische Sachen machen und deshalb sind wir oft mehr für die Patient*innen da. Wenn man dann ihren Dank spürt, merkt man, dass man richtig im Beruf ist.

Gab es Momente, in denen ihr gezweifelt habt?


Gülnur: Man muss eigentlich auch Kolleg*innen und Freunde haben, die selber in der Pflege tätig sind, damit man von denen auch unterstützt wird. Gerade im ersten Ausbildungsjahr kamen bei mir dann doch auch mal Zweifel auf. Aber wenn man dann mit jemandem über Probleme und Zweifel reden kann, dann klärt sich das Ganze auch. Man denkt so vielleicht an ein oder zwei schlechten Tagen und vergisst dann ganz schnell die vielen anderen guten Tage.

Lea: Solche Momente gab und gibt es definitiv. Gerade, weil man überwiegend immer unterbesetzt ist. Man weiß nie wirklich, wie man das alles schaffen soll in nur acht Stunden und manchmal fragt man sich auch: Warum tu ich mir das alles hier überhaupt an? Am Ende klappt es dann aber oft doch und man tut was Gutes und gibt sein Bestes und bekommt dann auch den Dank der Patient*innen zu spüren.

Wie kamt ihr auf die Idee mit den Erklärvideos für Pflegekräfte?

Lea: Wir haben während der Ausbildung gemerkt, dass man bei der Recherche im Internet nix findet, wie z.B. Youtube-Videos, die genau das beinhalten, was man alles für den Aufgabenbereich Pflege braucht. Das Problem wollten wir lösen, haben mit den Videos angefangen und das auch auf Instagram geteilt. Ein weiterer Grund war auch: Wir wollen die Arbeit in der Pflege für Außenstehende transparenter machen.

Was zeichnet euren Youtube-Kanal aus?

Lea: Wir fragen auf Instagram oft nach den Wunschthemen unserer Zuschauer*innen und orientieren uns daran. Unser Fokus liegt auf rein theoretischen Videos, wo wir Dinge erklären und auch praktisch zeigen. Wir wollen das aber nicht zu ernst machen, damit man sich das locker-leicht angucken kann und alles leicht verständlich ist. Ab und zu darf es auch mal etwas humorvoller sein. 

Was würdet ihr jungen Menschen raten, die sich für die Pflege interessieren, aber noch daran zweifeln, ob dieser Beruf das Richtige für sie ist?

Lea: Wenn sie sich im Vorfeld schon über den Beruf informiert haben, dann sollten sie einfach mal ein Praktikum machen. Die Praxis ist einfach was komplett anderes als die Theorie.

Gülnur: Ein Praktikum würde ich definitiv auch empfehlen. Hin und wieder schreibt uns mal jemand an, der gerade erst angefangen hat mit der Ausbildung oder sich dafür interessiert. Wir beantworten Fragen immer sehr gerne, wenn jemand mehr zur Pflege wissen möchte.

Lea und Gülnur sind sich einig: Es wäre cool, wenn sie mit ihren Videos mehr Leute erreichen könnten, damit man anderen Pflegeschüler*innen die Ausbildung leichter machen kann und auch andere junge Leute dazu inspiriert, den Beruf als Gesundheits- und Krankenpfleger zu ergreifen. 

Ihr möchtet Lea und Gülnur genauer kennenlernen? Dann schaut noch mal auf ihrem YouTube-Kanal oder auf Instagram vorbei!

 

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