Pandemie, Krieg, Klimakrise, Inflation und steigende Preise – es sind schwere Zeiten. Eine Krise reiht sich an die nächste. Doch beim Blick in den eigenen Geldbeutel steht vor allem ein Thema im Fokus: die Inflation. Sie treibt die Preise in die Höhe und belastet die Verbraucher*innen. Da wird der Ruf nach einer ausgleichenden Inflationsausgleichsprämie (IPA) immer lauter – nicht nur in der Pflege. Doch welche Arbeitgeber in der Pflege zahlen überhaupt eine Inflationsprämie – oder haben es zumindest geplant – und wer geht leer aus? Wir haben mal recherchiert.
Inflationsprämie in der Pflege – was bedeutet das?
Im Juni stiegen die Verbraucherpreise laut des Statistischen Bundesamtes um 6,4 Prozent im Vergleich zu Mai (6,1 Prozent). Nahrungsmittel waren dabei der stärkste Preistreiber und verteuerten sich sogar um 13,7 Prozent.
Um die Bürger*innen – zumindest kurzweilig – finanziell zu unterstützen und ein wenig zu entlasten, können Arbeitgeber ihren Beschäftigen seit Oktober 2022 eine Inflationsausgleichsprämie zahlen. Der Vorteil: Sie ist bis zu 3.000 Euro steuer- und abgabenfrei. Davon profitieren jedoch nicht alle, da es sich um eine freiwillige Leistung seitens der Arbeitgeber*innen handelt.
Wer erhält wann in der Pflege eine Inflationsausgleichsprämie?
Dank der Tarifeinigung im April 2023 erhalten alle Pflegekräfte, die im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen arbeiten, die Inflationsausgleichsprämie. Auch Beschäftigte der Caritas, Diakonien und Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau (EKHN) gehören zu den Glücklichen, die sich über die Sonderzahlung freuen dürfen.
Öffentlicher Dienst
Mit dem Juni-Gehalt gab es für Mitarbeiter*innen des öffentlichen Dienstes bereits 1.240 Euro der 3.000 Euro Inflationsprämie. Der Rest wird ihnen von Juli 2023 bis Februar 2024 in Raten von 220 Euro pro Monat überwiesen.
Caritas
Die Caritas zahlt ihren Angestellten ebenfalls den vollen Satz von 3.000 Euro Inflationsprämie. Allerdings wird die Summe in zwei Raten gesplittet: Im Juni wurden bereits die ersten 1.500 Euro den Konten gutgeschrieben und im Juni 2024 gibt es die zweite Hälfte.
EKHN
Auch die Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau (EKHN) können ihre Mitarbeitenden unterstützen, allerdings nicht mit dem vollen Satz von 3.000 Euro. Sie haben bereits im Februar 2023 1.500 Euro IPA ausgezahlt. Mit der Summe konnten die EKHN auch ihren 300 angestellten Pflegekräften helfen, die erhöhten Heiz- und Stromkosten in den Wintermonaten zu bezahlen.
Diakonien
Bei den Diakonien gibt es regionale Unterschiede. Die Diakonien Hessen, Rheinland Westfalen Lippe (RWL), Düsseldorf und Württemberg zahlen zum Beispiel eine Inflationsprämie von 3.000 Euro, andere Diakonien zahlen nicht oder stehen noch in Verhandlungen. Top: Eine Stimme aus unserer Community berichtet, dass auch Werkstudent*innen bei der Diakonie Düsseldorf nicht leer ausgehen. Für sie gibt es eine Einmalzahlung von 680 Euro und dann monatlich 120 Euro.
Helios Klinken
Auch der Helios-Konzern einigte sich in Verhandlungen mit der Gewerkschaft Ver.di: die Beschäftigten von 38 der 87 Helios-Kliniken erhalten jeweils 2.000 Euro Inflationsprämie. In zwei Schritten wird gezahlt: 1.500 Euro für 2023, 500 Euro für 2024.
Bekommt ihr auch eine Inflationsprämie?
Kritische Stimmen: Die Altenpflege muss zurückstecken
Wie auch in anderen Branchen können es sich nicht alle Arbeitgeber*innen leisten, einen Inflationsausgleich zu zahlen. Gerade private Träger in der Pflege sind meistens nicht in der Lage, ihre Angestellten auf diese Weise zu unterstützen. Insbesondere in der Altenpflege sind kommunale Träger nur selten vertreten. So werden kritische Stimmen laut, wie zum Beispiel die des Geschäftsführers der Evangelischen Altenpflege Duisburg, Ulrich Christofczik. Müssten sie für ihre 1.200 Beschäftigten die Prämie auszahlen, wäre das eine Mehrbelastung von 3,6 Millionen Euro, die nicht refinanziert werden könnte. Dann könnten sie dicht machen, meint Christofczik.
Ein Großteil unserer Community geht leer aus
„Erhaltet ihr eine Inflationsprämie vom Arbeitgeber?“ haben wir euch bei Instagram gefragt. Eure Antwort: 56% leider nicht. Immerhin konnten sich die restlichen 44% über die Prämie freuen. Welche Arbeitgeber gezahlt haben, fragt ihr euch? Wie auch unsere Recherche ergeben hat (s.o.), arbeiten die meisten bei Diakonen, Unikliniken, in kommunalen Krankenhäusern, bei der Caritas oder beim ambulanten Pflegedienst.
Quellen:
Tagesschau: www.tagesschau.de/subjektive-gefuehlte-inflation-teuerung-diskrepanz.html
Bundesregierung: www.bundesregierung.de/inflationsausgleichspraemie
EKHN: www.vkm-hnkw.de/aktuelles
Ver.di: www.verdi.de/pressemitteilungen
Altenpflege online: www.altenpflege-online.net/inflationsausgleichsprämie
Öffentlicher Dienst: öffentlicher-dienst-news.de/inflationsbonus
Diakonie RWL: www.diakonie-rwl.de/tarifabschluss