17 Aug 2021

Burnout: Pflegekräfte sind besonders gefährdet

Symbolbild Burnout
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Jede dritte Pflegekraft ist Burnout-gefährdet. Unterbesetzte Stationen, überbelastetes Personal: Die deutschen Pflegekräfte arbeiten in Kliniken und Altenheimen oft am Limit. Der Traumberuf des Pflegers kann sich schnell in einen Alptraum verwandeln. Und plötzlich ist man selbst ein Pflegefall und braucht Hilfe und Unterstützung.

 

Was ist genau ist das Burnout-Syndrom?

Das Burnout-Syndrom ist der Zustand einer vehementen geistigen, körperlichen und seelischen Erschöpfung aufgrund von Überlastung. Oft wird das Burnout-Syndrom mit beruflicher Überlastung in Verbindung gebracht. Doch die Faktoren, die zu einem Burnout führen können, sind vielfältig und es kann auch in anderen Kontexten zum Burnout kommen. Überschreitet ein Mensch dauerhaft seine eigenen körperlichen und psychischen Grenzen und leidet dadurch unter starker Erschöpfung, kann ein Burnout die Folge sein. Dieser Prozess ist schleichend und ist anfangs kaum eindeutig zu identifizieren. Es gibt allerdings einige Symptome, die ein Anzeichen für das Syndrom sein können.

Burnout – ein Problem für alle Pflegekräfte weltweit

Auch in anderen Ländern als Deutschland haben Pflegekräfte mit dieser Erkrankung zu kämpfen. Ein großer Anteil an europäischen und amerikanischen Pflegekräften ist mit ihrer Situation unzufrieden. 36 Prozent der deutschen Pflegekräfte wollen sich einen neuen Job suchen. Ganze 30 Prozent sagen, sie fühlen sich ausgebrannt. Und oft zeigt sich auch ein Zusammenhang zwischen dem Personalschlüssel, der Arbeitsumgebung und der Zufriedenheit der Patienten. Die Frustration von Pflegenden kann sich auch auf die Stimmung der Patienten auswirken. Diese beurteilten Kliniken und die Qualität der Pflege besser, wenn auch die Pflegekräfte gute Noten vergeben haben. Die „innere Kündigung“ von Pflegekräften bei Unzufriedenheit bringt einen Verlust von Mitgefühl und Empathie mit sich. Das kann fatale Folgen haben, wie heimliche oder sogar offene Aggressionen gegenüber den Patient*innen und Bewohner*innen. Diese werden dann nicht selten vernachlässigt oder sogar fixiert. In drastischen Fällen greifen Pflegekräfte sogar zu starken Beruhigungsmitteln, um Patienten ruhig zu stellen. Unzufriedenheit und schlechte Arbeitsbedingungen steigern also nicht nur das Burnout-Risiko der Mitarbeiter*innen, sondern provozieren eventuell auch Gewalt in der Pflege.

Warum sind vor allem Pflegekräfte betroffen?

Menschen zu helfen, wenn sie es am Dringendsten nötig haben – das zeichnet den Beruf als Pflegekraft aus. Doch aufgrund des derzeitigen Pflegenotstands stehen Pflegekräfte unter hohem Druck. Statt acht Stunden müssen bis zu 13 Stunden gearbeitet werden. Der Mangel an Personal sorgt für Belastung. Eine Pflegekraft in Deutschland muss in der Tagschicht anstelle von einem Patienten, im Schnitt 13 Patienten versorgen. Nachts steigt die Zahl auf 19. Diese Umstände sorgen für Erschöpfung – und das ist nur der Durchschnitt, der auch Wohngemeinschaften oder Einzelversorgungen mit einbezieht. In der Realität muss eine Pflegekraft deutlich mehr Patienten betreuten.

Symptome von Burnout

Ein knappes Drittel der deutschen Pflegekräfte gilt als Burnout-gefährdet. Klassisch bei dieser Krankheit: Nicht jeder der Betroffenen erkennt sie gleich. Burnout bezeichnet das Gefühl des „Ausgebranntseins“ und beinhaltet drei Komponenten: Die emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und ein reduziertes Leistungsvermögen. Symptome die vor dem Burnout auftreten können sind unter anderem:

  • Müdigkeit & Erschöpfung-
  • das Gefühl der Überforderung
  • die starke Wahrnehmung von Misserfolg
  • die abnehmende Belastbarkeit
  • innere Leere
  • Konzentrationsstörungen & Nervosität
  • Gleichgültigkeit & Antriebsschwäche
  • Zynismus, Reizbarkeit, Anspannung
  • Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit
  • körperliche Symptome wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen

Die Symptome umfassen sowohl aggressives, als auch depressives Verhalten, aber auch körperliche Belastungserscheinungen. Wer derartige Symptome an sich beobachtet, sollte keinesfalls zögern einen Spezialisten aufsuchen.

Folgen für den Betrieb

Eine unzufriedene Pflegekraft, die gestresst und nicht zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen ist, kann auch negative Auswirkungen für den jeweiligen Pflegebetrieb haben. Deshalb sollte mehr Wert auf die Zufriedenheit der eigenen Pflegekräfte gesetzt werden. Die Folgen von Burnout für den Betrieb können sein:

Mangelhafte Arbeitsqualität (Fehler treten auf)
Eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Motivation
Hoher Krankenstand
Schlechtes Betriebsklima
Fluktuation
Vermeidbare Betriebskosten durch Ausfälle und schlechte Arbeit
Emotionale Vernachlässigung der Pflegebedürftigen

Was kann man dagegen tun?

Es gibt einige Möglichkeiten, das eigene Burnout-Risiko oder das der Mitarbeiter*innen zu senken. Entscheidend ist es, die Arbeitssituation zu verändern. Das muss nicht gleich bedeuten, einen komplett anderen Beruf zu ergreifen. Schon ein Wechsel in ein anderes Unternehmen oder etwa in die 1:1 Versorgung oder eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft kann deutlich Entlastung mit sich bringen. Des weiteren sollten die eigenen sozialen Kontakte gestärkt werden. Freunde und Familie können in schwierigen Zeiten eine Unterstützung und ein guter Beistand sein. Zögere nicht, auf sie zuzugehen und schäme Dich nicht für deine Krankheit. Auch eine Erholungspause zu machen, kann kurzfristig für Entlastung sorgen. Auch wenn Du das Gefühl hast, bei der Arbeit läuft nichts ohne dich: Nimm Dir die Zeit und mach Deinem Arbeitgeber auch deutlich klar, warum Du diese brauchst. Halte deine Ruhepausen strikt ein und mache eine Psychotherapie, wenn keine dieser Maßnahmen bei Dir zu helfen scheint.

Bist Du auch von Burnout betroffen oder beobachtest einzelne Symptome an Dir oder Deinen Kolleg*innen? In der Kommentarspalte kannst Du uns gerne von Deinen Erfahrungen berichten.

Tipp: Das Universitätsklinikum Leipzig untersucht gerade ein Programm, um Stress und Burnout bei Altenpfleger*innen zu reduzieren. Wenn du betroffen bist, kannst du unter www.schreiben-gegen-burnout.de an dem Programm teilnehmen.

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