Plötzlich Brustkrebs: “Ich will doch meinen Sohn aufwachsen sehen!”

Charlotte sitzt auf dem Sofa und lächelt in die Kamera
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Auf einmal war sie da, die Diagnose Brustkrebs. Als Charlotte letztes Jahr beim Arzt anrief, um die Ergebnisse der vorherigen Untersuchung zu erfahren, fühlte sich alles an wie ein schlechter Traum. Ein stammelnder Arzt, der Wörter wie „bösartig” oder „es geht nur Chemo” hervorbrachte, machte das alles nicht einfacher. Doch spulen wir etwas zurück und lernen Charlotte und ihre Reise mit dem Brustkrebs besser kennen. In unserem Interview lässt sie uns Teil haben an ihrer Geschichte, ihrer Art damit umzugehen und wieso es so wichtig ist, auf seinen eigenen Körper zu hören und nie den Mut zu verlieren.

 

Falsche Hoffnung vom Arzt

„Am 31. Mai 2022 erhielt ich am Telefon die Diagnose” erzählt uns Lotte. Ein paar Tage zuvor hatte sie durch eigenes Ertasten einen Knoten in ihrer Brust bemerkt und sich daraufhin direkt einen Termin beim Gynäkologen gemacht. Bis dahin war noch alles unklar und sie wurde zunächst zum Stanzen weitergeschickt. Das ging ebenfalls schnell und sie saß ein paar Tage später beim nächsten Arzt. „Der Arzt versicherte mir, dass es zu 95% ein gutartiger Tumor wäre. Ich war beruhigt.” führt sie fort. Nichtsdestotrotz gab es Ergebnisse, auf die sie bis zum Montag, dem 30. Mai, warten sollte. Der Arzt würde anrufen, was er von selbst jedoch nicht tat. Den Tag darauf konnte Lotte nicht mehr warten und griff selbst zum Telefon und erhielt die schreckliche Gewissheit: der Tumor war bösartig. Stammelnd erklärte der Arzt ihr, „es geht nur Chemo.” Der erste Gedanke von Mama Charlotte: “Ich will doch meinen Sohn aufwachsen sehen!”. Sie beschreibt uns das Gefühl während der Diagnose so: „Wenn man so eine Diagnose bekommt, wird einem der Boden unter den Füßen weggerissen. Es ist wie Ohnmacht”.

Völlig unpassend in dieser Zeit, kam dann noch die unsensible Art des Cherarztes dazu. Charlotte erzählt uns, wie unvorsichtig seine Wortwahl und Art damals waren: „Er erzählte mir in Dauerschleife, wie blöd das alles sei. Also wirklich, das hat er sicher 20 Mal wiederholt. Abgespeist wurde ich dann mit „da hilft nur Chemo” und „hier ihre weiteren Termine”. Eben genau das Maß an Gefühllosigkeit, was man nicht erwartet bei diesem sensiblen Thema.

Nicht alle Ärzt*innen sind gleich

Glücklicherweise gab der nächste Arzt ihr endlich ein gutes Gefühl. Innerhalb von zwei Wochen begann das Staging, der Port war gelegt und die erste Chemo war durch. „Empathischer habe ich Ärzte, Arzthelferinnen und Schwestern noch nie erlebt. Ich habe diesen Menschen blind vertraut, kaum gegoogelt oder mir eine andere Meinung eingeholt. Man braucht in solch einer Situation jemanden, der einen an die Hand nimmt, der einem sagt, was man tun soll, da man selbst nicht in der Lage ist zu denken”.

Neben dem kompetenten Ärzt*innenteam hatte sie aber auch die Unterstützung ihrer Familie und Freunde. Insbesondere ihre beste Freundin gab ihr in der schweren Zeit einen wichtigen Halt. „Hätte ich nicht einer meiner besten Freundinnen dagehabt, die mit mir zusammen geatmet und geweint hat, wäre alles viel schlimmer geworden”. Darüber hinaus scheint Lotte ebenfalls ein unglaublich positiver Mensch zu sein. Noch in der selben Woche hat sie ihren Mut wieder gefunden und meinte: „Ich habe damals zu meiner Mutter gesagt, dass ich Weihnachten gesund erleben werde und so war es dann auch. Viele glauben es mir noch immer nicht, aber ich hatte genau eine Woche lang Angst und alle Gefühle dieser Welt, danach nie wieder”.

Mit Social Media anderen Menschen helfen

Auf Instagram nimmt Lotte, unter dem Accountnamen @cancerchangeslife, ihre Follower*innen in ihrem „privaten Tagebuch” mit.  Uns erzählt sie, dass sie vorher gar nicht so aktiv war und auch ihrer Familie sowie Freunden erst nicht davon erzählt hat, dass sie einen neuen Account nur für ihr Krebstagebuch erstellt hat. Ihre Gedanken dazu: „Mittlerweile denke ich, dass es anderen und auch mir gut tut zu sehen, wie man trotz Erkrankung seinen Alltag meistert und sein Lachen nie verliert. Ich hatte auch sehr viele schlechte Tage, wo mich die Chemo umgehauen hat, aber das gehört dazu. Ich bin und bleibe fröhlich, ich bin auch auf Insta einfach Ich”.

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„Angst kann Leben kosten”

Allein der Gedanke, zur Vorsorge zu gehen, um eine Krebserkrankung auszuschließen oder zu erkennen, macht vielen große Angst. Verdrängung oder die Angst vor einer Gewissheit treibt viele dazu, den Weg zum Arzt gar nicht erst in Erwägung zu ziehen. Doch,  muss man sich in dieser Situation doch die Frage stellen: Was ist schlimmer, der Tod oder die Angst vor einer Krankheit? „Wenn ich die Signale richtig gedeutet und nicht so lange ignoriert hätte, wäre es für mich vielleicht einfacher geworden. Des Weiteren fügt sie hinzu: „Angst kann Leben kosten. Angst ist Verdrängung. Ich weiß, dass Angst einen lähmen kann, aber es macht die Krankheit nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil man verschwendet wichtige Lebenszeit”. Selbst wenn man große Angst vor der Diagnose hat, sollte man stets bedenken, dass die Chance auf Heilung immer höher ist, umso früher man zum Arzt oder zur Ärztin geht.

Motivation, Ablenkung und positive Energie

Wie bereits auf ihrem Instagram Account und auch ihren Antworten zu entnehmen ist, ist Charlotte ein sehr aufgeschlossener und vor allem positiv eingestellter Mensch. Neben ihrer starken Einstellung und dem Halt von Familie und Freunden, hat sie aber auch Ablenkung beim Sport gesucht und gefunden. „Drei Mal die Woche habe ich eine Stunde Krafttraining durchgezogen, egal wie es mir ging. Ohne den Sport wäre es noch schlimmer geworden. Mein Appell an euch: Treibt Sport und sorgt euch erst, wenn es angebracht ist. Den ganzen Tag Trübsal zu blasen verschwendet nur Lebenszeit. Kostet jeden Moment aus – gilt übrigens auch für die Gesunden. Das Leben ist zu kurz”. Jeder erlebt eine Krebserkrankung anders, hat andere Gefühle und einen anderen Weg die Dinge anzugehen, doch es hilft sich mit anderen auseinander zusetzen und aktiv gegen schlimme Gedanken anzugehen. Mit all ihren Inhalten, Gefühlen und ihrer offenen Art, möchte sie vor allem eins: für andere Betroffene und Angehörige eine Hilfe sein und sei es nur mit der Anteilnahme an ihrer Geschichte mit dem Brustkrebs. Charlotte, wir freuen uns sehr, dass du krebsfrei bist und hoffen inständig, dass du stets so ein positiver Mensch bleibst.

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