22 Mai 2023

Bundesregierung plant Anwerbung von Pflegekräften aus Brasilien

Pflegekraft vor einem Flugzeug
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Aufgrund des Fachkräftemangels in der Pflege setzt die Bundesregierung verstärkt auf ausländische Fachkräfte. Doch Patient*innenschützer*innen äußern Skepsis und fordern zunächst eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Deutschland. Im Rahmen einer Anwerbe-Strategie wirft die Bundesregierung nun auch einen Blick nach Brasilien. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock planen im Juni eine gemeinsame Reise in das südamerikanische Land. Gemeinsam mit der Wirtschaft möchte man gezielt in Ländern um Fachkräfte werben, in denen es mehr junge und gut ausgebildete Menschen gibt, als der lokale Arbeitsmarkt aufnehmen kann, so Heil gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung”.

Brasilien als Quelle für Pflegekräfte: Win-win-win-Situation für beide Seiten?

Heil betont die “Win-win-win-Situation” und hebt hervor, dass Brasilien ein besonders großes Potenzial an Pflegekräften aufweist. Dennoch betont er, dass man sensibel vorgehen werde, um den Herkunftsländern keine Arbeitskräfte wegzunehmen, die sie selbst benötigen. Es bestehen bereits Absprachen mit Indonesien und Mexiko, und im Februar besuchten Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze auch Ghana, wo die Anwerbung von Fachkräften Thema war. Heil spricht von einer “Win-win-win-Situation”, bei der alle Seiten profitieren können.

Stiftung Patientenschutz ermahnt: Anwerbung löst das Problem nicht

Die Stiftung Patientenschutz dämpft jedoch die Euphorie über das geplante Unterfangen in Brasilien. Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung, kritisiert, dass der Mangel an Pflegekräften in erster Linie ein Problem innerhalb Deutschlands sei. Die Anwerbung von einigen hundert brasilianischen Pflegerinnen und Pflegern könne dieses Problem nicht lösen. Brysch betont, dass bereits jetzt klar sei, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren 500.000 Pflegefachkräfte in den Ruhestand gehen werden. Eine bessere Verbesserung der Arbeitsbedingungen könnte jedoch die Rückkehr von Teilzeitbeschäftigten und Ausgestiegenen ermöglichen und somit mindestens 300.000 zusätzliche Fachkräfte zur Verfügung stellen. Brysch nennt die Planbarkeit der Arbeitszeiten als größtes Problem und kritisiert spontane Sonder- und Zusatzschichten, die die freie Zeit der Pflegekräfte beeinträchtigen.

Was meint ihr: Könnte aus Abwerben von Fachkräften aus dem Ausland unsere Situation verbessern?

Fachkräftemangel in vielen Bereichen: Deutschland kämpft mit offenen Stellen

Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur die Pflege, sondern auch andere Fachbereiche. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Jahr 2021 knapp 1,7 Millionen Pflegekräfte in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten beschäftigt. Dies entspricht einem Anstieg von rund 44.000 im Vergleich zum Vorjahr. Seit Anfang 2022 hat der Beschäftigungsaufbau in der Pflege jedoch an Dynamik verloren. Derzeit kommen auf 100 offene Stellen nur 33 arbeitslose Pflegefachkräfte, was auf einen deutlichen Fachkräfteengpass hinweist. Auch in anderen Fachbereichen fehlt qualifiziertes Personal. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) berichtet, dass bundesweit über 630.000 offene Stellen für Fachkräfte im Jahr 2022 nicht besetzt werden konnten. Es gibt bereits Gespräche mit Fokusländern wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Marokko, Tunesien, Ägypten, Indien, Indonesien, den Philippinen und Vietnam.

Quellen
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