TikTok-Livestream im Nachtdienst: Wo liegt die Grenze für Social Media in der Pflege?

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„Pflegefachpersonen respektieren die Privatsphäre und die vertraulichen Informationen von Kolleg*innen und Menschen mit Pflegebedarf, und wahren die Integrität des Pflegeberufs persönlich und in allen Medien, einschließlich der sozialen Medien”, nun zumindest sollen sie das, laut ICN Ethikkodex.

Die sozialen Medien sind schon lange ein fester Bestandteil unseres Lebens, Einblicke aus dem Pflegealltag, in die eigene Gefühlswelt und vieles mehr sind also selbstverständlich für uns. Doch gerade wenn es um andere Personen geht, vernachlässigen einige die Privatsphäre, da stellt sich uns die klare Frage: Wo liegt die Grenze bei Social Media in der Pflege?

Livestream im Nachtdienst: unmenschlich und respektlos

Es gibt viele Pflegeinfluencer*innen, die die Pflege auf unterschiedlicher Art und Weise auf Social Media präsentieren. Da gibt es beispielsweise Blendina,  Metin, Julia, Kevin oder Eva und viele weitere, die den Alltag in der Pflege mit viel Humor und Empathie in ihren Reels, Stories etc. wiedergeben. Dabei achten sie stets darauf, dass die Privatsphäre ihrer Patient*innen geschützt ist, weswegen man meist nur sie selbst oder eventuell mal Kolleg*innen zu sehen bekommt.

Es gibt aber auch Pflegekräfte da draußen, gerade auf TikTok, die da nicht besonders viel Wert drauf legen. Erst vor kurzem hatte Kevin genau so einen Fall entdeckt und mithilfe seiner Community aufgedeckt. Er hatte einen Livestream zweier Pflegekräfte gesehen, in dem nach einigen Momenten, die gesamte Krankengeschichte der im Hintergrund zu hörenden Patient*innen offenbart wurde. Nach eigener Recherche konnte er recht schnell den Arbeitgeber ausfindig machen, den Namen der Pflegekräfte erfahren und das Ganze melden.

Zu Kevin’s Video:

@kevinits Absoluter Skandal! Habe ich übertrieben reagiert? Was sagt ihr? #pflege #krankenhaus #pflegeheim #pflegekräfte #pflegemitherz #kevinits #livestream #skandal ♬ Epic Music(863502) – Draganov89

Passend dazu: Diese 5 Pflegeinfluencer*innen solltest du kennen

Und das ist nicht das einzige Beispiel. Auch Metin hat erst vor kurzem ein Statement dazu abgegeben, in dem er klar ausspricht, was für viele einfach selbstverständlich sein sollte: „Mit dem Handy durch die Einrichtung laufen, man hört die Stimmen der Patienten, das ist einfach sowas von respektlos!” Liebe Pflegekräfte, hört auf damit!

Metin’s Statement zu dem Thema:

Wir sind bei unserer Recherche auch auf Laura aufmerksam geworden, sie nimmt ihre Follower*innen regelmäßig mit in ihren Nachtdienst.

Wie ist eure Meinung dazu?

Warum es ein absolutes No-Go ist!

Aus vielen Gründen ist es respektlos und illegal Daten anderer auszunutzen. Vor allem, wenn man es zu seinem eigenen Vorteil nutzt. Wer ohne Erlaubnis Krankenakten oder andere Daten von Patient*innen veröffentlich bringt vor allem seinen Arbeitgeber in Verruf. Für euch hagelt es am Ende übrigens eine Kündigung, wenn Arbeitgeber*innen dahinter kommen oder darauf aufmerksam gemacht werden.

Der Job in der Pflege ist anstrengend. Pflegekräfte haben die Verantwortung über Menschenleben. Durch die Nutzung des Handys während des Dienstes und vor allem der aktiven Behandlung wird man komplett abgelenkt. Klingt irgendwie beunruhigend, dass Patient*innen durch Ablenkung keine optimale Versorgung erhalten hat, nicht wahr?

Der wohl wichtigste Punkt ist jedoch der Datenschutz. Es ist schlicht und ergreifend respektlos und strafbar Daten anderer zu veröffentlichen. Diagnosen, Namen und jegliche andere persönliche Daten gehören nicht in die Öffentlichkeit, außer die Betroffenen sind eingeweiht und haben ihr schriftliches Einverständnis abgegeben!

So geht Social Media in der Pflege richtig

Was als privater Account mit wenigen Inhalten beginnt kann relativ schnell Früchte tragen. So passiert es, dass einige Pflegekräfte mit ihrem Charakter und den Inhalten, die sie preisgeben viele Zuschauer*innen begeistern. Die Folge: die eigene Reichweite wird immer größer. Für viele stellt sich dann richtigerweise die Frage: wie verhalte ich mich ab sofort richtig?

Oftmals sehen Follower*innen Influencer*innen als großes Vorbild und hier ist besondere Vorsicht geboten. Sie hören auf Ratschläge, Tipps und nehmen auch hier und da ihre Meinung an. Es ist ähnlich wie bei einer guten Freundin oder einem guten Freund. Dementsprechend sollte man im Internet keine Falschaussagen oder Halbwahrheiten verbreiten. Gerade in der Pflege werden täglich sensible Daten behandelt. Pflegekräfte haben eine wichtige Verantwortung und ihre Patient*innen vertrauen ihnen.

Die Privatsphäre anderer muss geschützt sein. Jeder Mensch hat das Recht am eigenen Bild. Wenn er oder sie nicht ausdrücklich zustimmt, dass dieses veröffentlicht werden darf, macht man sich strafbar. Und im Zweifel gilt immer: Wenn man sich nicht sicher ist, dann lässt man es!

Es gibt viele Vorlagen im Internet und es ist auch nicht schwer selbst eine Einverständniserklärung anzufertigen. Macht hier unbedingt klar, wofür ihr das Video oder Foto verwenden wollt und auf welchen Plattformen es publiziert werden soll.

Selbstverständlich verbietet niemand euch, einfach ihr selbst zu sein, auch wenn ihr vielleicht mal eine falsche Aussage tätigt ist das nicht gleich schlimm. Wichtig ist nur, dass ihr dazu bereit seid auch dafür gerade zu stehen. Eine starke Reichweite, viele Follower*innen oder viele Likes klingen attraktiv, doch ihr solltet niemals auf die Idee kommen, mit illegalen Mitteln an dieses Ziel zu kommen. Viele Pflegekräfte machen es vor, in dem sie ehrliche Einblicke in ihren Alltag geben, denn das ist es was wir sehen wollen.

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