Du möchtest als Pflegekraft mehr verdienen? Dann verhandle jetzt!

Anmerkung: Dieser Artikel ist im Januar 2025 erschienen.
Zum 1. Mai 2025 plant die Bundesregierung eine Lohnerhöhung in der Pflege: Hilfskräfte sollen künftig mindestens 15,50 Euro brutto pro Stunde verdienen, qualifizierte Pflegehilfskräfte 16,50 Euro und Pflegefachkräfte 19,50 Euro. Eine weitere Anpassung der Mindestlöhne in der Altenpflege wird im Juli 2025 folgen – auch gestaffelt nach Qualifikationsstufen.
Der steigende Mindestlohn für Pflegekräfte bedeutet aber nicht, dass du dein Gehalt nicht auch individuell verhandeln darfst! Wie du am besten deinem Gehalts-Ziel ein Stück näher kommst, erfährst du hier.
Tipps für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung
Recherchiere deinen Marktwert und bereite dein Gespräch gut vor
Finde heraus, was in deinem Setting und deiner Position üblich ist – Online-Plattformen oder Gehaltsstudien können dabei helfen. Setze dir eine faire Bezahlung als Ziel und schlage 300 bis 500 Euro (brutto) auf, um dein Wunschgehalt realistisch zu verhandeln.
Mach dir klar, welchen Mehrwert du dem Unternehmen bietest, und überlege, welche Benefits wie eine ÖPNV-Monatskarte oder Weiterbildungszuschüsse du ansprechen könntest. Schreibe deine Argumente auf und übe sie, um sicher und souverän aufzutreten. Das hilft dir, strukturiert und weniger nervös zu sein.
Dokumentiere deine Erfolge und Leistungen
Bevor du eine Gehaltserhöhung anstrebst, solltest du deine Erfolge und Leistungen gründlich dokumentieren – insbesondere solche, die über deine regulären Aufgaben hinausgehen. Halte dabei beispielsweise folgende Punkte fest: zusätzliche Ausbildungen, Weiterbildungen und Qualifikationen, deine Berufserfahrung und gesammelten Kenntnisse sowie persönliche Stärken und Fähigkeiten.
Im Pflegebereich spielen Eigenschaften wie Empathie, Sorgfalt und Hilfsbereitschaft eine besonders große Rolle. Diese Soft Skills solltest du ebenfalls in deine Argumentation einbauen. Sie zeigen, wie du einen positiven Unterschied machst und dem Unternehmen einen Mehrwert bietest. Indem du deine Erfolge, Fähigkeiten und Leistungen schriftlich festhältst, schaffst du eine solide Grundlage für ein überzeugendes Gespräch.
Bilde dich weiter und sichere dir Nachweise
Der Wert, den du für deinen Arbeitgeber hast, steigt mit jeder Fortbildung. Arbeitgeber freuen sich immer auf Mitarbeiter*innen, die sich weiterentwickeln wollen, und manche sind sogar bereit, deine Entwicklung zu unterstützen. Außerdem erweitern sich deine Aufgaben mit jeder Qualifikation. Du solltest dafür sorgen, dass du eine entsprechende Gehaltserhöhung bekommst. Außerdem solltest du deine Vorgesetzten darum bitten, deine Kenntnisse und Qualifikationen schriftlich zu bestätigen. Mit solchen Bescheinigungen kannst du auch in deiner Gehaltsverhandlung punkten.
Diese Fehler solltest du vermeiden
- Unzureichende Vorbereitung: Stelle sicher, dass du mit überzeugenden Argumenten in die Verhandlung gehst. Vermeide es, spontan oder unüberlegt eine Gehaltserhöhung zu fordern – eine fundierte Vorbereitung ist entscheidend.
- Unrealistische Gehaltsvorstellungen: Sei ambitioniert, aber bewahre Realismus. Informiere dich über deinen Marktwert und richte deine Forderung an deinen Leistungen und deinem Wert für das Pflegeunternehmen aus.
- Übermäßiger Druck: Begegne deinem Gegenüber mit Selbstbewusstsein, bleibe dabei aber respektvoll, loyal und fair. Ein zu aggressiver Verhandlungsstil kann dem Unternehmen gegenüber negativ wirken.
Typische Aussagen deines Arbeitgebers
Dein Arbeitgeber könnte versuchen, deine Forderung abzulehnen, indem er Aussagen wie diese macht:
- „Dafür hast du einen sozialen Beruf gewählt. Du weißt doch, dass dieser schlecht bezahlt wird.“
- „Die Kassen sind leer.“
- „Dann müsste ich ja Ihren Kolleg*innen auch mehr bezahlen. Das geht nicht – das wäre unfair.“
Lass dich nicht entmutigen! Mit der richtigen Vorbereitung und klaren Argumenten kannst du selbstbewusst für dein Gehalt eintreten. Dein Beruf in der Pflege ist anspruchsvoll und verdient finanzielle Wertschätzung – schließlich erwartet jeder im Alter oder bei Krankheit eine engagierte Versorgung.
Das Argument „leere Kassen“ zieht nicht: Frustration oder Kündigungen kosten den Betrieb langfristig mehr als ein angemessenes Gehalt. Indem du ein höheres Gehalt durchsetzt, ermutigst du auch deine Kolleg*innen, ihre Interessen zu vertreten.
Fazit: Nicht aufgeben!
Auch wenn eine Gehaltserhöhung unmöglich erscheint, hast du mit einer guten Vorbereitung eine echte Chance, sie durchzusetzen. Denk daran: Das „Nein“ hast du schon – jetzt liegt es an dir, dich selbstbewusst zu präsentieren und deinen Wert nicht zu unterschätzen!
Ein Tipp: Sprich lieber von einer „Gehaltsanpassung“ statt einer „Gehaltserhöhung“. Ersteres signalisiert, dass dein Gehalt an deine Leistungen und den aktuellen Marktwert angepasst wird, anstatt dass du für die gleiche Arbeit plötzlich mehr Geld forderst. Sei mutig – es lohnt sich!
Habt ihr schon einmal eine Gehaltsverhandlung geführt? Wie geht ihr dabei vor? Habt ihr hilfreiche Tipps, die anderen dabei helfen könnten? Teilt sie gerne in den Kommentaren – wir freuen uns auf eure Erfahrungen!
Wie sind eure Erfahrungen?