Alex: „Krebs ist nicht gleich ein Todesurteil, lasst euch nicht unterkriegen!”

Alex steht auf einem Balkon und lächelt, die Sonne scheint
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Die Diagnose Krebs ist erschütternd und wirft Betroffene, aber auch Angehörige komplett aus der Bahn. Das Leben verändert sich innerhalb weniger Sekunden und die Fragen im Leben sind auf einmal ganz andere: „Wie lange habe ich noch?” oder „Ich bin doch kerngesund, wie kann das sein?”. Die Auswirkungen und Macht dieser Aussage beginnen erst mit der Zeit wirklich realisiert zu werden. Um ein klareres Bild von diesem komplexen, aber so wichtigen Thema zu erhalten, haben wir den Kontakt zu Betroffenen und Angehörigen gesucht. Dabei haben wir unter anderem Alex kennengelernt. Vor allem auf den sozialen Netzwerken spricht er offen und mitfühlend über seine Diagnose, seinen Kampf gegen den Krebs und die gesamte Reise seiner Krankheit. In unserem Interview erfahrt ihr mehr über Alex und dass der Krebs alleine ihn keinesfalls definiert.

 

Eine Diagnose die sein Leben verändert

Sein Vater erlag dem Krebs viel zu früh, im Alter von 40 Jahren. Alex selbst war damals 21 Jahre jung: „Ich hatte immer das Gefühl mein Vater wäre unsterblich.” Dieser Verlust hat ihn in eine lange depressive Phase rutschen lassen und Angstzustände waren seine ständigen Begleiter. Damit nicht genug, kam der Krebs wieder in sein Leben zurück und dieses mal traf es ihn: Auf einmal war sie da, die Krebsdiagnose. Er solle sich keine Sorgen machen, es sähe eher positiv aus und mit einer 80% Wahrscheinlichkeit sei es ein gutartiger Tumor. Selbstverständlich hatte der, zu dem Zeitpunkt nun ebenfalls 40 Jährige, sich viel mehr Sorgen gemacht. „Leider hat sich das nicht bewahrheitet und am Ende waren meine Sorgen eben doch gerechtfertigt.” Nach zahlreichen OP’s und Rückschlägen kann er sich heute krebsfrei nennen, er hat den Kampf gewonnen. Nichtsdestotrotz bleibt der Krebs immer ein Teil von ihm.

Ein Mensch wie du und ich

Wir lernen Alex als offenen, positiven aber vor allem auch emotionalen Menschen auf Instagram via @diegeschichtemitdemkrebs und Facebook kennen. Er nimmt seine Community regelmäßig in Updates mit und lässt weder schöne, noch traurige Momente dabei aus. Er ist eben ehrlich. Im Interview mit uns betont er ausdrücklich, wie wichtig es ihm ist, anderen Menschen zu helfen. Er sagt: “Du bist nicht allein und du wirst nicht alleingelassen.” Die Diagnose lässt viele Menschen ohnmächtig und genau hier möchte er mit seiner Geschichte anknüpfen, für mehr Aufklärung sorgen und Betroffenen sagen: „Krebs ist kein Todesurteil, lasst euch nicht unterkriegen”.

Wie auch manch anderer liebt er Musik, hat sogar selbst regelmäßig als DJ für Stimmung gesorgt. In dem Rahmen wie früher ist es ihm zwar nicht mehr möglich, doch auch heute lässt die Musik ihn nicht los und auch viele weitere Hobbys geben ihm Kraft. „Ich liebe Grafik, Videobearbeitung und die Fotografie. Gerade bei der Fotografie nimmt man heute, nach der Diagnose, vieles anders war, beispielsweise die Schönheit der Natur und sei es nur eine Blumenwiese oder ein singender Vogel auf einem Baum.” Ein Mensch wie du und ich, mit dem starken Unterschied, dass er einen Kampf gegen den Krebs geführt hat.

„Am liebsten würde ich meinem früheren Ich einen Arschtritt verpassen”

In zahlreichen Threads haben wir gelesen, dass die Angst vor der Vorsorge selbst so groß ist, dass viele den Gang zum Arzt meiden. Gründe dafür: Angst vor einer negativen Gewissheit, mögliche Schmerzen oder die Überzeugung, dass man selbst kerngesund ist. Auch Alex haben wir gefragt, wie er zu dem Thema Vorsorge stand und jetzt steht. „Leider hatte ich durch viele Fehleinschätzungen in der Behandlung meines Vaters das Vertrauen in Ärzte verloren und habe es somit gemieden. Am liebsten würde ich meinem früheren Ich einen Arschtritt verpassen. Mein Krebs entstand durch das HPV Virus, ich kann euch nur raten: Lasst eure Kinder impfen.” Er mahnt weiter: „Ich höre oft, das man entweder Angst vor der Untersuchung hat oder es einfach versäumt, weil man glaubt: Mich wird’s schon nicht treffen! Leider gibt es die Unendlichkeit im menschlichen Leben nicht, weshalb ich nur jedem raten kann, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen.”

Die Familie als positiver Motivator

Bei all seinen Rückschlägen und der schweren Zeit, hat Alex es immer wieder geschafft, das Positive zu sehen. Vor allem seine Mutter war sein fester Anker. „Der Mittelpunkt meines Lebens ist tatsächlich meine Mutter. Sie hat mich nie im Stich gelassen, war bei jeder einzelnen Bestrahlung dabei, sowie bei jeder anderen Untersuchung.” Jetzt wo er krebsfrei ist, kann er sich um sie kümmern und will das auch in den Fokus stellen: „Ich möchte mich einfach nur um sie kümmern, ihr immer zur Seite stehen und mit ihr das Wichtigste teilen, nämlich Zeit.” Neben seiner Mutter war aber auch sein Hund eine wichtige Stütze, leider weilt die Fellnase seit kurzem nicht mehr unter uns. „Er fehlt eben. Er war mein Motivator, mein innerer Schweinehundbekämpfer. Ich habe es geliebt mit ihm in den Wald zu gehen und habe mit ihm die Freude geteilt, wenn er sich so richtig austoben kann und seine eigenen Abenteuer erlebte.”

Corona und die Versorgung: Wie war das?

Der Krebs tauchte zu einer Zeit auf, in der viele von uns mit dem Corona Virus konfrontiert wurden. Das hat sich bei Alex in anderer Form bemerkbar gemacht. Die Termine haben auf sich warten lassen: „Der Beginn der Untersuchungen ging zäh voran. Es dauerte ewig bis man einen Termin beim HNO bekam, dann war das Ultraschall Gerät kaputt und durch die Corona Pandemie hat sich alles einfach super hinausgezögert. Als meine Diagnose allerdings klar war, ging alles sehr schnell. Die Oberärztin hat sich für mich eingesetzt, hat mit anderen telefoniert um zeitnah Termine zu bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar.”

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