Zum Internationalen Tag der Pflege – Pflegekräfte in Vergangenheit und Zukunft

Ein humanoider Roboter misst mit einem Infrarot-Thermometer die Temperatur einer älteren Frau, die ihm lächelnd gegenübersitzt. Die Szene spielt sich in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer ab und symbolisiert den Einsatz von Technologie und künstlicher Intelligenz in der Pflege der Zukunft.
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Pflege ist genauso alt wie der Mensch selbst.
Zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai zeigen wir, angelehnt an das Motto „Our Nurses, Our Future“, wie sich der Pflegeberuf im Laufe der Geschichte verändert hat. Außerdem geben wir einen Einblick in aktuelle technische Entwicklungen, welche die Zukunft der Pflegekraft gestalten könnten.

Pflege in Frühgesellschaften und antiken Zivilisationen

In Frühgesellschaften waren Frauen für die Pflege von Verletzten zuständig. Laut archäologischen Funden wurden bereits in der Altsteinzeit, also vor rund 2,5 Millionen Jahren, Unfallfolgen versorgt und Schädelbohrungen durchgeführt. In vielen frühen Kulturen waren Pflegende vertreten: Ein komplexeres Gesundheitssystem gab es bereits in der griechischen Antike und im alten Ägypten, in welchem Tempelfrauen und Priester*innen bei der Krankenversorgung mit Ärzt*innen zusammenarbeiteten.
Die erste Pflegeschule wurde 250 v. Chr. in Indien gegründet, dort galt Pflege allerdings als Männersache.

Pflege im Mittelalter

Im mittelalterlichen Europa war der Pflegeauftrag aus dem christlichen Gebot der Nächstenliebe heraus legitimiert. Dementsprechend fand die Pflege im frühen Mittelalter (ca. 500–1050) hauptsächlich in Orden und Klöstern statt. Im Spätmittelalter (ca. 1250–1500) entstanden Hospitäler als städtische Institutionen, in welchen auch Spitalschwestern arbeiteten. Epidemien wie Lepra und Pest, welche während des 13. und 14. Jahrhunderts in Europa wüteten, führten zu großen Problemen bei der Gesundheitsversorgung und forderten zahlreiche Todesopfer.

Die Professionalisierung des Pflegeberufs im 19. und 20. Jahrhundert

Im frühen 19. Jahrhundert waren Krankenhäuser gefährliche und unhygienische Orte mit hoher Patient*innen-Mortalitätsrate. Dies besserte sich durch die Professionalisierung der Pflege dank der britischen Krankenschwester Florence Nightingale, welche ein neues Pflegekonzept einführte und unter anderem neben dem körperlichen auch den psychischen Zustand der Patient*innen in den Blick nahm. Außerdem setzte sie Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen in Krankenhäusern durch. 1860 errichtete sie die erste konfessionell unabhängige Krankenpflegeschule. Ihr Geburtstag, der 12. Mai, markiert den Internationalen Pflegetag.

In Deutschland führte 1883 der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck die gesetzlich verpflichtende Krankenversicherung ein. Dadurch wurde die Gesundheitsversorgung für breitere Bevölkerungsschichten zugänglicher. Neue Erfindungen, wie die Röntgenstrahlung 1895 oder der erste Einsatz von Antibiotika 1941, verbesserten die Pflege- und Versorgungsmöglichkeiten maßgeblich. Auf Seite der Pflegekräfte war der Beruf allerdings von zahlreichen Problemen wie schlechten Gehältern und Überstrapazierung betroffen. Die deutsche Rotkreuzschwester Agnes Karll wollte dies ändern und gründete 1903 die „Berufsorganisation der Krankenpfleger*innen Deutschlands sowie der Säuglings- und Wohlfahrtspfleger*innen“ zur Interessenvertretung der Krankenschwestern in Deutschland. Sie setzte sich für die dreijährige Pflegeausbildung ein und prägte die Berufsbezeichnung Krankenschwester sowie das rote Lazaruskreuz.

Pflege im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

Die NS-Zeit markierte auch in der Pflegegeschichte ein dunkles Kapitel: Nach der Gleichschaltung durch die NSDAP wurden Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen zur Verbreitung nationalsozialistischer Inhalte in eroberten Gebieten sowie zur Durchführung der sogenannten „Euthanasie“-Programme herangezogen. Letzteres beschreibt die systematische Ermordung von beispielsweise unheilbar Kranken oder Menschen mit Behinderung.

Nach dem Ende des NS-Regimes bauten die Besatzungsmächte auch die Pflege wieder auf und verhalfen ihr in eine bessere Position. Ein Beispiel dafür war die Gründung der Schwesternschule Heidelberg, welche sich im Jahr 1953 auf Initiative und mit Unterstützung der US-Regierung an internationalen Standards orientierte. In der DDR wurden 1963 erste Studiengänge für Medizinpädagogik und Diplomkrankenpflege eingeführt. Allerdings führte ein Mangel an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung immer wieder zu Problemen bei der Patient*innenversorgung. Auch die Akademisierung der Pflege schritt voran. International wurden Pflegetheorien wie das Modell der 14 Grundbedürfnisse von Virginia Henderson im Jahr 1966 entwickelt, um die Patient*innenversorgung noch weiter zu verbessern.

Pflege heute und morgen – Wie wir die Zukunft der Pflege bereits gestalten

Aktuell ist die Pflege einerseits von schwierigen Arbeitsbedingungen und akutem Personalmangel geprägt. Die Nachfrage steigt aufgrund des demografischen Wandels stetig und das Angebot stagniert. Ohne ausländische Pflegekräfte wäre die Anzahl an Pflegekräften sogar rückläufig. Andererseits werden durch technische Innovationen viele anstrengende Aspekte des Berufsalltags erleichtert. Personenlifter sowie verstellbare Betten helfen bei der Patient*innenversorgung und Exoskelette schonen die Belastung des Rückens.

Die aktuellen Herausforderungen und Probleme der Pflegebranche werden sich in Zukunft noch verschärfen: Aufgrund von medizinischen Verbesserungen und der steigenden Lebenserwartung der Gesellschaft prognostiziert das Statistische Bundesamt bis zum Jahr 2035 einen Anstieg an pflegebedürftigen Menschen um 30–40 %, während gleichzeitig 200.000–500.000 Pflegefachkräfte fehlen. Bis zum Jahr 2055 soll es sogar 6,8 Millionen Pflegebedürftige – also 2,6 Millionen mehr als heute – und gerade einmal 1,49 Millionen Pflegende geben. Um dieser Herausforderung zu begegnen, muss Pflege neu gedacht werden.

Die Digitalisierung birgt das Potenzial, die Pflege zu revolutionieren, indem sie den Berufsalltag durch technische Unterstützung spürbar einfacher macht und die Effizienz steigert. Deswegen gibt es bereits jetzt Modellprojekte, wie zum Beispiel „Pflege 2030“, in welchen mit modernsten Technologien die Weichen für die zukünftige Gestaltung der Pflege gestellt werden. Dabei wird erprobt, inwiefern sich die Digitalisierung dazu nutzen lässt, Pflegekräfte bei der Arbeit zu entlasten und die Lebensqualität der Bewohner*innen zu erhöhen – etwa durch Sensoren und Wearables, welche beispielsweise den Puls oder den Blutdruck direkt messen. Auch humanoide Roboter werden im Projekt „ROBUST“ zur Unterstützung in der Altenpflege zur körperlichen und mentalen Gesundheitsförderung der Patient*innen eingesetzt. Im Projekt „GAiST – Glücklich Altern mit Smart Living-Technologien“ werden moderne Smart-Home-Systeme zur Prüfung gesundheitlicher Faktoren sowie visuelle Nahrungsanalysen und KI-gestützte Sicherheitsmanagement-Technologien verwendet.
In anderen Ländern wie der Schweiz stecken digitalisierte Pflegehilfen nicht mehr nur in der Pilotphase, sondern werden fest in den klinischen Alltag integriert: Einige Spitäler der Luzerner Kantonsspital Gruppe setzen die sogenannte „Virtual Care Unit“ (VCU) ein. In dieser werden „Virtual Nurses“, welche idealerweise mindestens acht Jahre Berufserfahrung in der Pflege mitbringen, per Video digital in den Pflegeprozess einer Station integriert. Sie beobachten beispielsweise Personen mit erhöhtem Überwachungsbedarf und erfassen Änderungen frühzeitig. Sie nutzen elektronische Patient*innendossiers, Sensorik und KI-gestützte Assistenzsysteme zur vollständig digitalen Ausübung des Berufes und erweitern die lokale Pflege durch eine digitale Komponente.

Die Pflege wird also bereits heute kontinuierlich weiterentwickelt und zukunftsträchtig gemacht. Andreas Hein, Professor für Assistenzsysteme und Medizintechnik an der Universität Oldenburg, hofft, bis 2050 alle Pflegeprozesse digitalisiert zu haben. Die Digitalisierung kann das Leben von Pflegekräften und Patient*innen deutlich erleichtern und Pflegetätigkeiten um ein Vielfaches effizienter gestalten. Dies wäre in Zukunft sogar notwendig, denn durch den demografischen Wandel und die Alterung der Gesellschaft wird die Zahl der Pflegenden nicht in gleichem Maße mit der Zahl der Pflegebedürftigen mitwachsen. Für die effiziente Nutzung der neuen digitalen Möglichkeiten ist allerdings nicht nur die Weiterentwicklung der technischen Optionen vonnöten – auch die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dementsprechend angepasst werden.
Vor allem aber muss sich die Kultur ändern, das Berufsbild der Pflegekraft steht nämlich vor einem Wandel und verlangt ein Umdenken: Künftig zählt nicht nur die physische, sondern auch die digitale Präsenz zu den entscheidenden Faktoren. Arbeitsabläufe werden zunehmend digitalisiert und effizienter gestaltet. Das erfordert nicht nur stabile Systeme und gute Schnittstellen, sondern ebenfalls offene und innovationsfreundliche Arbeitskräfte.

Abschließend wünschen wir von PKM euch noch einen schönen Internationalen Tag der Pflege und viel Hoffnung für die Zukunft! Wir hoffen, dass ihr euch in eurem Beruf wohlfühlt und danken euch von Herzen für euren Einsatz!

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