Sie sind die Held*innen der Nation. An den Patientenbetten, aber auch an den Supermarktkassen, sind es überwiegend Frauen, die „den Laden am Laufen halten“ – und das für deutlich zu wenig Geld. Systemrelevante Berufe werden gerade jetzt, während der Corona-Krise, gelobt und von ihren Balkonen aus beklatscht. Besonders in den Pflegeberufen ist der Gehaltsunterschied auffällig und das, obwohl diese für Menschenleben verantwortlich sind. Doch warum ist das so und wird sich nach Corona etwas daran ändern?
Systemrelevante Berufe mit hohem Anteil an Frauen
Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt: Systemrelevante Berufe werden vorwiegend von Frauen ausgeführt: Im Lebensmittelhandel arbeiten demnach 73 Prozent Frauen, im Gesundheitswesen sind es 76 Prozent und in der Kinderbetreuung sind es sogar 92 Prozent. Besonders Frauen sind momentan in ihren Berufen extrem gefordert. Dennoch sind es gerade sie, die in Deutschland mit am schlechtesten bezahlt werden.
Eine weitere Erkenntnis aus den Statistiken: Je schlechter die Bezahlung in einem Beruf, desto weniger Männer arbeiten in diesem Bereich. Anerkennung gibt es für die Frauen aber keine. Obwohl sie in ihren systemrelevanten Jobs das öffentliche Leben sichern, statt ihre eigene Gesundheit zu schützen und zu
Hause zu bleiben.
Die Lösung: Berufe geschlechtsneutral neu bewerten
Um diese Berufsgruppen von ihren Klischees und damit auch von der geringen Bezahlung zu befreien, bräuchte es (neben vielen anderen Maßnahmen) eine neue Bewertung der Berufe, bei der das Geschlecht außen vor gelassen wird. Die Altenpflege beispielsweise ist fachlich, psychisch und körperlich anspruchsvoll und kann darin sicher mit deutlich besser entlohnten Berufen in der Industrie mithalten. Ein solcher Ansatz würde viele systemrelevante Berufe attraktiver für junge Menschen machen, gerade in Anbetracht des Personalmangels in den Kliniken und Pflegeheimen. Denn das Ansehen eines Berufes spielt für viele Jugendliche eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl und ist genauso wichtig wie das Gehalt. Berufe mit einem schlechten Image werden demzufolge weniger von Jugendlichen in Erwägung gezogen, darunter leiden auch die systemrelevanten Berufe.
Was passiert nach der Krise?
Einige Supermarktketten zahlen ihren Mitarbeiter*innen bereits einen Corona-Bonus und auch für Pflegekräfte ist dieser schon in Planung. Doch das bringt nicht mit sich, dass die Gehälter auch danach nachhaltig steigen. Auch nach der Krise bleiben systemrelevante Berufe ebenso relevant und benötigen in der Zukunft Nachwuchskräfte.
Von den meisten wird allerdings befürchtet, dass wir nach und nach wieder zu dem selben Zustand kommen, wie vor Corona: Die Solidarität der Berufsgruppen sinkt, sobald die Systemrelevanz nicht mehr so präsent ist wie jetzt, gestresste Eltern beschweren sich über streikende Pflegekräfte und Erzieher*innen und der Staat gibt weiterhin lieber Geld für die Wirtschaft, statt für Bereiche die Menschenleben retten aus.
Deshalb ist es besonders wichtig, auch noch nach der Krise weiter die systemrelevanten Berufe wertzuschätzen und sich für diese einzusetzen. Denn nur mit der Unterstützung aller, können Pflegekräfte und Co. mit einer Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen rechnen.
Quellen:
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/berufe-systemrelevant-unterbezahlt-100.html