Pflegebonus 2022: Hebammen, Rettungskräfte und weitere gehen leer aus

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Im Mai diesen Jahres hat der Bundestag für die Zahlung eines Bonus an die Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen gestimmt. Ende Juni konnte das Gesetz zum Pflegebonus in Kraft treten, um auch im dritten Pandemiejahr denjenigen, die besonders unter der höheren Belastung viel geleistet haben, etwas zurückzugeben. Ziel ist es, Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber den Pflegenden auszudrücken. Demnach könnten Pflegekräfte bis zu 2500€ Bonus erhalten. Doch wer profitiert wirklich davon?

Wer hat Anspruch auf den Pflegebonus?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellt insgesamt 1 Milliarde Euro für den Pflegebonus bereit. Die eine Hälfte wird für die Pflegekräfte in Krankenhäusern und die andere für die ambulante und stationäre Altenpflege eingesetzt.
Anspruch haben demnach alle Pflegekräfte, die in der stationären oder ambulanten Altenpflege und in der Langzeitpflege tätig sind. Voraussetzung dabei ist, dass sie zwischen November 2021 und Juni 2022 mindestens drei Monate in einer zugelassenen Pflegeeinrichtung tätig waren.

Pflegekräfte in Krankenhäusern erhalten einen Bonus, jedoch wird der Bonus nur in ausgewählten Krankenhäuser ausgezahlt. Recht auf die Prämie haben die Krankenhäuser, in denen im Jahr 2021 mehr als zehn Corona Patient*innen länger als 48 Stunden beatmet wurden.
Die Auszahlung des Pflegebonus muss noch bis Ende des Jahres erfolgen, also spätestens bis zum 31. Dezember 2022. Auch Auszubildende, Helfer*innen im freiwilligen sozialen Jahr und Leiharbeitnehmer*innen sowie Mitarbeiter*innen von Servicegesellschaften, die in der Alten- bzw. Langzeitpflege tätig sind, erhalten einen Bonus.

Wie hoch fällt der Pflegebonus aus?

Die Höhe des Pflegebonus schwankt von 60€ bis zu 2500€ und hängt von der Position und Beschäftigung ab. Pflegefachkräfte im Intensivbereich können beispielsweise bis zu 2500€ ausgezahlt bekommen, Pflegefachkräfte bis zu 1700€ und Pflegefachkräfte in der Altenpflege etwa 550€. Personen, die mindestens 25% der Arbeitszeit in der direkten Pflege tätig sind, beispielsweise in der Verwaltung oder als Küchenhilfe, können bis zu 370€ ausgezahlt bekommen. Auszubildende haben einen Anspruch auf 330€, Helfer*innen im Freiwilligendienst auf etwa 60€. Andere Beschäftigte, wie Mitarbeiter*innen von Servicegesellschaften, die in der Alten- bzw. Langzeitpflege tätig sind, erhalten bis zu 190€.

Findet ihr den Pflegebonus sinnvoll?

Kritik an den Pflegebonus

Obwohl der Pflegebonus ein Zeichen von Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber Pflegekräfte sein soll, gibt es gerechtfertigte Kritik. Viele Berufsgruppen, die während der Corona-Pandemie ebenso wichtige Arbeit geleistet haben, profitieren nämlich nicht vom Pflegebonus. Dazu gehören unter anderem Hebammen, Mitarbeiter*innen der zentralen Notaufnahme, der Radiologie oder auch medizinische Fachangestellte. Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz und des KHDS, Guido Wernert, kritisiert den Pflegebonus und fordert eine Nachbesserung bzw. eine Regelung, um auch anderen Berufsgruppen, die wichtige Arbeit während der Pandemie geleistet haben, etwas zurückgeben zu können: „Gut gedacht, schlecht gemacht. Anders kann man das nicht bezeichnen. Ein erheblicher Teil des Pflegepersonals ist von der Prämie ausgeschlossen. Eine gesetzlich unschöne und ungerechte Ungleichbehandlung! Eine deutliche Nachbesserung ist unerlässlich“, betont Wernert.

Kritische Stimmen

Auch in der Notfallpflege gibt es reichlich Kritik. Die Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) kritisiert, dass Notfallpflegende beim Pflegebonus nicht berücksichtigt werden. Aufgrund der extremen Arbeitsbelastung und der angespannten Situation in den Notaufnahmen meint DGINA-Präsident Martin Pin, dass die Ungerechtigkeit des Gesetzgebers großen Schaden anrichten würde. Laut Pin ist zukünftig mit starker Frustration und Demotivation bis hin zu Kündigungen in der Berufsgruppe zu rechnen.
Pfleger und Autor Ricardo sieht es ebenfalls kritisch und äußert sich dazu auf Twitter.

 

 

 

Quellen:

Die Bundesregierung: Bonus für Pflegekräfte beschlossen

Bundesministerium für Gesundheit: Fragen und Antworten zum Pflegebonus

Öffentlicher Dienst News: Pflegebonus 2022: Bis zu 2500 Euro Prämie für Pflegekräfte

St. Vincenz-Krankenhaus Limburg: Scharfe Kritik an gesetzlichen Vorgaben für den Pflegebonus – Geschäftsführer fordert Nachbesserung

BibliomedPflege: DGINA kritisiert Ungleichbehandlung der Notfallpflege

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