20 Sep 2022

Liebesbeziehung zwischen Patient*in und Pflegekraft – Darf man das?

Symbolbild Liebespaar
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Jede*r dritte Deutsche soll schon einmal in eine Person am Arbeitsplatz verliebt gewesen sein. Dieses Phänomen macht auch vor der Pflege keinen Halt und so kommt es immer wieder vor, dass sich nicht nur Pflegekräfte und Ärzt*innen ineinander verlieben, sondern auch Patient*innen und Pflegekräfte. Für viele ist vor allem letzteres nicht akzeptabel. Aber warum kann die Beziehung zwischen Patient*in und Pflegekraft so problematisch sein – und darf ich als Pflegekraft überhaupt mit meinen Patient*innen anbandeln?

 

Beziehung mit Patient*in: Okay oder verboten?

Darf der Arbeitgeber eine Beziehung zwischen Kolleg*innen oder Pflegekräften und Patient*innen verbieten? Eine Antwort auf diese Frage bietet Artikel 2 Absatz 1 aus dem Grundgesetz: Laut diesem Gesetz hat jeder Mensch das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Er darf also auch selbst entscheiden, wen er liebt und mit wem er eine romantische Beziehung eingeht. Den Arbeitgebern ist es darum auch verboten, Arbeitnehmer*innen zu kündigen oder versetzen zu lassen, wenn der einzige Grund seine oder ihre ungewollten Liebschaften sind. Grundsätzlich ist es aber zu empfehlen, die Arbeit und das Privatleben zu trennen. Auf unserem Instagram Account haben wir unsere Follower gefragt, ob sie schon einmal Berührungspunkte mit einer Beziehung zwischen einer Pflegekraft und Patient*innen hatten. 43 von ihnen gaben an, dass sie ein solches Paar kennen und sogar 11 gaben an, selber in einer solchen Beziehung zu sein.

Arbeit und Privates trennen – aber warum eigentlich?

Es ist wichtig, deine Beziehung nicht zu verheimlichen, sondern offen damit umzugehen und sowohl mit deinen Arbeitgebern als auch mit deinen Kolleg*innen darüber zu sprechen. Geheimhaltung ist nur selten eine gute Idee, denn, wie man so schön sagt: „Lügen haben kurze Beine!“ Insbesondere dann, wenn die zu pflegende Person sich noch in der Behandlung befindet, solltet ihr aber darauf verzichten, Liebkosungen während der Arbeitszeit auszutauschen und eure Beziehung während der Arbeitszeit eher verdeckt halten.

Sowohl für Pflegekräfte als auch für ihre Patient*innen kann eine Beziehung am Arbeitsplatz einige negative Folgen nach sich ziehen. Der Pflegekraft kann vorgeworfen werden, sich unprofessionell zu verhalten, die eigentliche Arbeit zu vernachlässigen und den/die neue/n Partner*in als Patient*in zu bevorzugen. Im Gegenzug kann auch der/die Patient*in einige böse Worte und Blicke dafür kassieren. Andere Patient*innen könnten das Gefühl haben, vernachlässigt zu werden und schieben dies womöglich auf die Partnerschaft.

Gefühle sind menschlich und meistens nicht kontrollierbar. Aber im Bestfall wird die Beziehung erst dann eingegangen, wenn die Patient*innen sich nicht mehr in der Obhut des Pflegedienstes befinden. Dies gestaltet sich bei Langzeitpatient*innen natürlich sehr schwer bzw. ist teilweise nicht möglich. Hast du die Möglichkeit, dann solltest du dich eventuell an einen anderen Standort versetzen lassen oder sogar den Arbeitgeber wechseln. Dazu solltest und darfst du aber nicht gezwungen werden. Es bleibt immer deine freie Entscheidung.

Das solltest du als Pflegekraft in einer psychiatrischen Einrichtung beachten

Bist du als Pflegekraft in einer Psychiatrie eingestellt, dann solltest du besonders vorsichtig sein. Dies bestätigt uns eine Teilnehmerin unserer Umfrage. Auf unsere Frage, wie die Liebesbeziehungen bei den Arbeitskolleg*innen ankommen, antwortet sie: “In der Psychiatrie gar nicht gut!” Deine Patient*innen sind meistens psychisch labil und können ihre Gefühle nur selten so einordnen, wie ein psychisch gesunder Mensch das kann und wie es für eine gesunde Beziehung notwendig ist. Auch um dich selber zu schützen, solltest du also versuchen, innerhalb eines solchen Pflegebereiches keine Liebesbeziehungen zu deinen Patient*innen aufzubauen.

Aber auch wenn du in einem anderen Pflegebereich arbeitest, solltest du beachten, dass das Machtverhältnis zwischen dir und deinen Patient*innen nie ausgeglichen ist. Weil die Person pflegebedürftig ist, benötigt sie dich in ihrem Leben und ist vielleicht sogar abhängig von dir. Das sorgt für eine Asymmetrie in eurer Beziehung, die oft auch bestehen bleibt. Selbst dann, wenn die Person nicht mehr pflegebedürftig ist, kann dieses Ungleichgewicht bestehen bleiben. Häufig gehen die Beziehungen daran kaputt.

Wen man liebt, sucht man sich nur selten aus. Man sollte also niemanden dafür verurteilen, wen er liebt. 19 unserer Befragten gaben an, dass die Beziehung zwischen Pflegekräften und Patient*innen, gut ausgegangen sind. Teile deine eigenen Erfahrungen gerne mit uns!

Quellen: 

hogrefe: econtent.hogrefe.com

Spiegel: www.spiegel.de/gesundheit/krankenpfleger

 

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