Krankenhäuser schlagen Alarm: Gibt es bald keine Zeitarbeit in der Pflege mehr?
Immer mehr Mitarbeiter*innen aus der Pflege gehen in die Zeitarbeit. Bessere Bezahlung, freie Dienstplanung sowie weitere Vorteile wirken zu den sonst so harten Arbeitsbedingungen für viele attraktiv. Doch leider lösen Zeitarbeiter*innen nicht das Problem um den Pflegenotstand, im Gegenteil: sie sind eher ein Brandbeschleuniger, weshalb Krankenhäuser nun eine Regelung bezüglich Leiharbeit fordern.
Immer mehr Pflegekräfte entscheiden sich für die Leiharbeit
Überstunden, ständiges Einspringen, wahllose Einteilung bei den Diensten und eine eher durchschnittliche Entlohnung, so sieht die Realität vieler Pflegekräfte in Deutschland aus. Kein Wunder also, dass immer mehr Pflegekräfte in die Zeitarbeit gehen. Dort erwartet sie ein überdurchschnittliches Gehalt, freie Dienstwünsche sowie weitere Vorteile. Außerdem können sie jederzeit woanders eingesetzt werden und fühlen sich nicht einem Pflegedienst zugeschrieben.
Laut Angaben von Statista aus dem Jahr 2021 gab es in Deutschland rund 26.000 Zeitarbeitnehmer*innen. 2014 waren es noch ca. 18.000 Pfleger*innen in Leiharbeit.
Die Stammbelegschaft leidet am meisten
Zunächst mögen die Vorteile von Zeitarbeit in der Pflege einen guten Eindruck machen, warum sollten Pflegekräfte also nicht diesen Weg gehen? Das hat mehrere Gründe. Zum Einen haben die Vorteile immer Konsequenzen. Zwar können sie sich ihre Dienste frei aussuchen, doch die anderen Schichten sind dadurch nicht automatisch besetzt. Unbeliebte Schichten wie Doppelschichten, mehrmals hintereinander Nacht- und Frühdienste etc. werden dann auf die festangestellten Pflegekräfte verteilt. Kurzum, für die Stammbelegschaft bleibt der Rest übrig. Das führt oft zu Unmut in den Teams und spaltet untereinander.
Krankenhäuser fordern deshalb dringend eine Regulierung der Leiharbeit in der Pflege. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß beobachtet das Ganze schon länger: „Der Druck durch die Zeitarbeit ist mittlerweile so groß, dass ein Großteil der Krankenhäuser sogar ein Verbot fordert.” Dies sieht er aber eher als letzte Maßnahme, sollten die Reformen nicht greifen.
„Leiharbeit wirkt wie ein Brandbeschleuniger”
Auch der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. fordert eine drastische Einschränkung der Leiharbeit in der Pflege. „Wenn Leiharbeitskräfte bei Einsatzplänen Rosinenpickerei betreiben können, ist das ein Anreiz für festangestellte Pflegekräfte, in die Leiharbeit zu wechseln. Verlierer dieser Entwicklung ist die Stammbelegschaft. Sie muss vermehrt unattraktive Dienste übernehmen, zum Beispiel auch am Wochenende und an Feiertagen”, so Dr. Uwe Martin Fichtmüller, Hauptgeschäftsführer vom ASB.
Fichtmüller ruft deshalb die Bundesregierung dazu auf, die Leiharbeit in der Pflege auf ein Minimum zu beschränken. Sie soll, wie ursprünglich geplant, nur für Notfälle, wie bei einer Grippewelle oder zum Ausgleich bei anderen Belastungsspitzen dienen.
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Quelle: Tagesspiegel/ASB