Careship: Zur Stelle, wenn Angehörige und Pflegekräfte nicht mehr können
Seit 2015 entlasten die Alltagshelfer*innen von Careship die Angehörigen von hilfebedürftigen Personen, indem sie den Senior*innen im Haushalt behilflich sind, für sie Besorgungen erledigen, sie zu Terminen begleiten oder ihnen einfach nur Gesellschaft leisten. Salome Isanovic begleitet das Berliner Unternehmen jetzt schon seit vier Jahren und kümmert sich seit einem Jahr um die operative Geschäftsführung. „Es begeistert mich, dass wir mit Careship ein Problem angehen, das zu den größten Herausforderungen unserer Gesellschaft gehört“, sagt sie. „Ich habe hier das Gefühl, dass wir mit unserer Arbeit wirklich etwas Gutes tun. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.“
Careship — für alle ein Gewinn
Als ihre eigene Großmutter erkrankte und ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen konnte merkten Antonia und Nikolaus Albert, die beiden Gründer von Careship, wie schwierig es ist, schnell und unkompliziert ein verlässliches Hilfsangebot zu organisieren. Sie nahmen sich vor, dieses Problem selbst in die Hand zu nehmen und riefen Careship ins Leben. Das Startup bringt Senior*innen, die Unterstützung benötigen, mit freiberuflichen Helfer*innen zusammen, die stundenweise genau da mit anpacken, wo die Hilfe benötigt wird. „Die meisten Menschen wollen dort alt werden, wo sie sich wohlfühlen und auskennen, mit ihrer Familie und ihren Freund*innen in der Nähe“, meint Salome. „Und das zu ermöglichen, ist unser Ziel.“ Nicht nur die Senior*innen und ihre Angehörigen profitieren von diesem Konzept, auch die Alltagshelfer*innen gewinnen bei Careship. „Unsere Alltagshelfer*innen sind entweder selbst junge Senior*innen, die durch Careship einen neuen Zugang zum Arbeitsmarkt finden und eine Aufgabe mit Sinn haben“, erklärt Salome. „Oder es sind Studierende, die vielleicht nicht mehr bei ihrer eigenen Familie leben und über Careship eine zusätzliche Oma gewinnen.“
„Wir schließen eine Versorgungslücke.“
Careship kann eine Ergänzung zu professioneller Pflege darstellen, aber diese nicht ersetzen. „Die medizinische Pflege ist hoch reguliert und folgt einem sehr strikten Zeitplan, da die Pflegekräfte sehr viele Patient*innen versorgen müssen“, sagt Salome. An dieser Stelle setzt Careship an: „Wir haben mit der professionellen Alltagshilfe eine neue Kategorie geschaffen, die auch Leuten offensteht, die ansonsten für den Pflegemarkt nicht verfügbar wären. Sie können zwar keine Medikamente verabreichen oder Injektionen setzen, aber niedrigschwellige Aufgaben, wie das Helfen im Haushalt oder die Betreuung, können sie übernehmen.“ Auf diese Weise ergänzen sich ambulante Pflegedienste und die Alltagshilfe von Careship, um Senior*innen die bestmögliche Lebensqualität zu verschaffen. Salome meint: „Wir wollen auf diesem Weg natürlich Zuwendung schenken und emotionalen Austausch ermöglichen, aber auch das Pflegesystem insgesamt entlasten und Versorgungslücken schließen.“
„Was Careship ausmacht: ein Team mit Herz.“
„Die wenigsten unserer Alltagshelfer*innen sind ausgebildete Pflegekräfte“, erklärt Salome. „Aber wir beobachten, dass auch bei fachfremden Personen die Motivation sehr hoch ist, mit ihrer Arbeit der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“ Dennoch prüfen Salome und ihr Team alle Bewerber*innen ganz genau und stellen ihren Alltagshelfer*innen ausführliches Schulungsmaterial zur Verfügung. „Das richtige Mindset ist das Wichtigste. Wir beschäftigen nur Personen, die wir auch guten Gewissens zu unserer eigenen Großmutter schicken würden, das macht den Ansatz von Careship aus“, meint Salome. Dass die Alltagshelfer*innen mit großem Einsatz dabei sind, beweisen sie jeden Tag aufs Neue. Salome hat schon einige rührende Geschichten miterlebt: „Cindy, eine unserer Helfer*innen, gehörte zu dem Schlagerduo Cindy und Bert. Gerade in der Altersgruppe unserer Klient*innen hat sie natürlich viele Fans und als sie dann als Überraschungsgast auf der Geburtstagsfeier einer Kundin aufgetreten ist und ihr ein persönliches Ständchen gesungen hat, war die Freude natürlich groß.“ Salome ist begeistert von der Energie, mit der sich das gesamte Team für die gemeinsame Mission einsetzt. „Was uns wirklich ausmacht: ein Team mit Herz“, sagt sie.
Gemeinsam gegen Einsamkeit im Alter
Dass Careships Kernanliegen, den Senior*innen Zugang zum sozialen Leben zu verschaffen, wichtiger ist denn je, ergab eine Studie zum Thema Einsamkeit im Alter, die Careship 2019 in Auftrag gegeben und 2021 durch eine Befragung überprüft hat. „Mit dieser Studie wollten wir veranschaulichen, wie wichtig soziale Interaktion in unserer Gesellschaft für das psychische Wohlbefinden ist und was die negativen Auswirkungen von Isolation und Einsamkeit sein können“, erklärt Salome. So fanden sie heraus, dass Einsamkeit besonders unter alleinstehenden Senior*innen ohnehin weit verbreitet ist und sich die Situation im Zuge der Corona-Pandemie noch einmal deutlich verschärft hat. „Dass so viele Senioren unter Einsamkeit leiden, betrübt mich“, sagt Salome. „Da müssen wir als Gesellschaft einen Weg finden, nach der Corona-Pandemie damit umzugehen.“ Viele der Services, die Careship anbietet, wurden in der Vergangenheit vor allem von Familienangehörigen übernommen, doch Salome ist davon überzeugt, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, die Familien mit diesen Aufgaben allein zu lassen. Sie meint: „Viele pflegende Angehörige sind einfach überlastet durch die Doppelbelastung von Pflege und Beruf. Daher finde ich, ein ergänzendes Modell, das professionelle Pflege, Betreuungsdienstleister wie uns, aber auch die Familien und die Gesellschaft mit einbezieht, ist die beste Lösung für dieses Problem.“
„Der Bedarf ist riesig.“
Mit dem Problem der Einsamkeit im Alter steht Deutschland nicht allein da. „Grundsätzlich existiert das Problem, das wir versuchen zu lösen, in allen europäischen Ländern und wir könnten diese neue Kategorie der professionellen Alltagsunterstützung mittelfristig auch dort umsetzen. Da gibt es ein großes Potenzial“, sagt Salome. Aber vorerst liegt der Fokus von Careship darauf, auch Vororte und ländliche Regionen an ihr Netzwerk anzubinden. „Wir sind sehr schnell gewachsen und sind mittlerweile an 30 Standorten vertreten“, berichtet Salome. „Aber ein Großteil unserer Alltagshelfer*innen sind Studierende, die hauptsächlich in den Stadtzentren angesiedelt sind. Unsere Klient*innen hingegen leben oftmals außerhalb der Metropolregionen.“ Außerdem gibt es noch viele andere Personengruppen, die von Careship profitieren könnten, meint Salome. In Zukunft könnte Careship auch Menschen mit Behinderungen oder Personen, die nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe benötigen, die Unterstützung durch Alltagshelfer*innen anbieten. „Der Bedarf ist nach wie vor riesig und ich glaube, dass wir hier in Zukunft noch viel mehr leisten können“, sagt Salome.
Wir bedanken uns bei Salome für das schöne Gespräch und wünschen ihr noch viel Freude und Erfolg mit Careship.
Update:
Careship musste im Dezember 2021 Insolvenz anmelden und wird nun durch das Unternehmen INQbaker fortgeführt.Das Berliner Unternehmen INQbaker realisiert bereits Projekte im Elderly Care- und Home-Bereich. Die Marke Careship bleibt erhalten. INQbaker übernimmt sowohl Mitarbeiter als auch Alltagshelfer.
Quellen:
deutsche-startups.de: www.deutsche-startups.de/careship-exit-insolvenz