Arbeiten mit Menstruation – Was Pflegekräfte beachten sollten

Illustration einer blauen Frauenfigur mit gezeichneter Gebärmutter auf rosa Hintergrund, umgeben von Symbolen rund um Menstruation und weibliche Gesundheit – z. B. Binden, Tampons, Pille, Unterwäsche und Hygieneprodukte.
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Menstruationsbeschwerden betreffen fast jede Frau, werden aber im Arbeitsalltag kaum thematisiert. Laut einer Umfrage der erdbeerwoche.com aus dem Jahr 2020 leiden 98 % aller Frauen unter den Folgen ihrer Regelblutung, wie z. B. Übelkeit, Brust- und Rückenschmerzen, Regelschmerzen sowie Stimmungsschwankungen. Diese treten auch beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) auf, das sich auf einen Zeitraum vor der Menstruation bezieht und als anerkanntes Krankheitsbild gilt. Vor allem in der Pflege, wo Schichtarbeit, körperliche Belastung und Stress ohnehin zum Arbeitsalltag gehören, können Regelschmerzen zur echten Herausforderung werden. Trotzdem schleppen sich viele weiter zur Arbeit: Eine Stern-Umfrage zeigt, dass 70 % der Frauen schon am Arbeitsplatz erschienen sind, obwohl sie sich nicht arbeitsfähig fühlten.

Auswirkungen der Menstruation auf die Pflege

Wir haben unsere Pflege-Community befragt und herausgefunden, dass 62 % häufig und 24 % manchmal an starken Regelbeschwerden leiden. Lediglich knapp ein Drittel haben sich aufgrund ihrer Beschwerden schon einmal krankgemeldet. Schlimmer noch: 83 % geben an, sich schon einmal während der Periode zur Arbeit geschleppt zu haben, obwohl sie sich nicht arbeitsfähig fühlten. Es wird Zeit, offen darüber zu sprechen!
Pflegearbeit erfordert körperliche und emotionale Höchstleistung. Während der Menstruation können Symptome wie Rückenschmerzen, Übelkeit oder starke Blutungen den Arbeitsalltag noch schwerer machen.
Schichtdienst, Schlafmangel und Stress verschärfen die Beschwerden zusätzlich. Auch psychische Beschwerden werden durch die Hormonschwankungen während der Menstruation noch zusätzlich verstärkt.

Was dir im Pflegealltag helfen kann (und was Arbeitgeber tun können)


Bei körperlicher Anstrengung kann Menstruationsblut schneller durchsickern. Keine gute Situation bei einem stressigen Job wie der Pflege, in der Toilettenpausen ohnehin rar gesät sind. Damit du dich sicher fühlst, können Einlagen für Blasenschwäche oder spezielle Menstruationsunterwäsche eine gute Ergänzung zu Tampons oder Binden sein. Auch das Tragen spezieller Menstruationsunterwäsche kann helfen und wirkt für viele Frauen komfortabler und sicherer.
Auch der bzw. die Arbeitgeber*in könnte hier Abhilfe schaffen, indem er bzw. sie kostenlose Menstruationsartikel bereitstellt, sodass Frauen ihre Tampons und Binden bei Bedarf wechseln können. Dies würde Arbeitskräfte einerseits finanziell entlasten, andererseits würde es dazu beitragen, das Thema zu entstigmatisieren. Obwohl deutlich mehr Frauen als Männer in der Pflege arbeiten, hat etwa die Hälfte unserer Community das Gefühl, dass auf ihrer Arbeit Unverständnis für das Thema herrscht. In anderen Ländern, wie Schottland beispielsweise, ist der kostenfreie Zugang zu Periodenprodukten gesetzlich verankert. Südafrika und Indien haben zumindest die Steuer auf Tampons abgeschafft.

Schnelle Hilfen bei Regelschmerzen:

Bei starken Regelschmerzen sollte zunächst ein*e Ärzt*in aufgesucht werden, um zu klären, ob diese normal oder krankheitsbedingt sind. Bei normalen Regelschmerzen gibt es mehrere Maßnahmen, die Abhilfe leisten können:

  • Wärmepflaster oder -gürtel für den unteren Rücken
  • Wärmende Kräutertees (z. B. Kamille oder Frauenmantel)
  • Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen (bitte Nebenwirkungen beachten)
  • Leichte Bewegung: Dehnübungen, Yoga oder kurze Spaziergänge können Krämpfe lösen
  • Entspannungstechniken wie Atemübungen oder progressive Muskelentspannung
  • Auch die Anti-Baby-Pille kann hilfreich sein, da Frauen, die mit dieser verhüten, seltener starke Regelschmerzen haben. Das liegt daran, dass das Medikament die Bildung der Prostaglandine hemmt, wodurch sich die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufbaut und weniger Blut ins Gewebe abgeht. (Achtung: Risiken beachten!)
  • Langfristig solltest du bei sehr starken oder untypischen Schmerzen auch lieber ein Ärztliche Beratung in Betracht ziehen

Rechtliches zur Krankschreibung bei der Regelblutung

In Deutschland gibt es zwar keinen expliziten Menstruationsurlaub wie in Japan oder Südkorea, aber: Wenn du dich nicht arbeitsfähig fühlst, hast du jederzeit das Recht, dich krankschreiben zu lassen.
Schone deinen Körper – auch im Interesse deiner Patient*innen. Natürlich sind Krankschreibungen in der Pflege nicht gerne gesehen, schließlich sind diese eine zusätzliche Belastung für die Pflegestation. Dennoch ist die Mitarbeitendengesundheit ein wichtiger Aspekt, um die Produktivität einer Arbeitskraft zu gewährleisten. Eben diese ist nämlich durch Regelschmerzen gefährdet: Laut einer niedersächsischen Studie geht die Arbeit mit starken Regelschmerzen nämlich mit großen Produktivitätsverlusten einher, weswegen hier eine Schonung der Pflegekraft durch Krankheitstage sowie eine darauffolgende schnellere Genesung häufig die bessere Option ist.

Wie kommuniziere ich die Krankmeldung an meine Führungskraft?

Laut einer qualitativen Befragung männlicher Führungskräfte von erdbeerwoche.com haben Chefs bezüglich der Krankmeldung bei Regelschmerzen unterschiedliche Meinungen zum Thema: Manche bevorzugen es, dass Pflegekräfte sich bei Regelschmerzen ohne Angabe von Gründen krankmelden, anderen ist eine offene Kommunikation lieber. Dafür, wie sich das Thema am besten am Arbeitsplatz ansprechen lässt, gibt es also keine eindeutige Antwort. Es empfiehlt sich, sich langsam vorzutasten und zunächst durch Rücksprache mit Kolleg*innen herauszufinden, was die Führungskraft bevorzugen würden. Männliche Führungskräfte könnten ebenfalls zu einem gesunden Umgang mit dem Thema beitragen, indem sie eine offene, wertschätzende Haltung zu Menstruationsbeschwerden signalisieren, ohne Druck auf die Pflegekräfte auszuüben.

Gesundheit geht vor – auch bei der Periode

Menstruationsbeschwerden sind real und belastend – erst recht in einem Beruf, der so viel Kraft fordert wie die Pflege. Ob du Mittel zur Linderung nutzt oder dich krankmeldest: Achte auf deine Gesundheit. Du verdienst Verständnis und Unterstützung. Sprich vielleicht auch mal deine*n Arbeitgeber*in darauf an, dass er dich und andere menstruierende Personen mit verschiedenen Maßnahmen unterstützen kann. Das wäre nicht nur für Pflegekräfte eine große Erleichterung – die offene Kommunikation dieser Maßnahme würde auch dazu beitragen, das Thema an vielen anderen Arbeitsplätzen zu entstigmatisieren.

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