Behandlungsfehler existieren in nahezu jedem Bereich der medizinischen Versorgung. Auch die Pflegebranche ist davon nicht ausgenommen und es kann hier ebenso zu schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit der Patient*innen kommen. Tatsächlich sticht die Pflege mit einem sehr hohen prozentualen Anteil an Fehlermeldungen unter den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens hervor. Es liegt nahe, dass dies eine Folge des Personalmangels in der Pflege ist.
Behandlungsfehler: Was ist das überhaupt?
Kaum ein Bereich der medizinischen Versorgung kann sich von Behandlungsfehlern freisprechen. Auftreten können diese unter anderem im Patient*innengespräch, bei Befundserhebungen, Operationen oder auch bei der Medikamentenauswahl. Allgemein wird ein Behandlungsfehler als solcher eingestuft, wenn „die medizinische Maßnahme nicht dem allgemein anerkannten Standard entspricht, der zum Zeitpunkt ihrer Durchführung besteht“ (BMG 2020). Je nachdem wo der Fehler auftritt, kann dieser geringe bis schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Von Verunsicherung über das Gefühl von Hilflosigkeit bis hin zu massiven gesundheitlichen Einschränkungen ist alles möglich. Dabei ist es nicht eine bestimmte Gruppe von Akteur*innen, denen solche Fehler unterlaufen. Vielmehr kommt dies bei nahezu allen Gruppen vor, ob es nun Ärzt*innen, Hebamm*innen, Heilpraktiker*innen, Psychotherapeut*innen oder Pflegekräfte sind.
Wann spricht man von einem Pflegefehler?
Sobald die Handlungen bzw. Die unterlassenen Handlungen einer Pflegekraft nicht dem Standard der professionellen Pflege entsprechen, handelt es sich um einen Pflegefehler. Zu den häufigsten Fehlern bei der Pflege zählen zum Beispiel die unterlassene Krankheitsbeobachtung, Druckgeschwüre durch Wundliegen oder die mangelhafte Ernährung der Patient*innen. Werden Pflegefehler nachgewiesen, drohen den Pflegekräften und den Unternehmen, bei denen sie beschäftigt sind, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen. Die betroffenen Patient*innen können auf Schadensersatz und Schmerzensgeld klagen und die Pflegekraft kann ihre Pflegeerlaubnis verlieren. Im Fall einer Klage ist eine lückenlose und korrekte Dokumentation äußerst wichtig. Nur so sind Deine Handlungen nachvollziehbar und können Dir als Beweismittel dienen, falls Dir fälschlicher Weise ein Pflegefehler unterstellt wird.
Pflege schneidet prozentual am schlechtesten ab
Einer Statistik zu Behandlungsfehlern in medizinischen Fachgebieten offenbart die Tragweite von Behandlungsfehlern in der Pflege. Die Studie wurde von dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK) durchgeführt und erfasste insgesamt acht medizinische Fachgebiete, in denen mehr als 500 Fälle gemeldet wurden. Zwar liegt die Pflege mit einer gemeldeten Fallzahl von 683 Behandlungsfehlern im Mittelfeld und noch weit unter der Orthopädie und Unfallchirurgie mit 4.665 gemeldeten Fällen, doch prozentual gesehen wurden in der Pflege von der gesamten Anzahl an Meldungen 59,2% nachgewiesen. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt, denn die anderen Bereiche weisen mit 20,5% in der inneren Medizin bis 37,2% in der Zahnmedizin deutlich geringere Fehlerquoten vor.
Ursachen für Behandlungsfehler in der Pflege
Konkrete Fakten zu den Ursachen für Behandlungsfehler in der Pflege gibt es nicht. Doch alle wissen: Personalmangel und Zeitdruck sind die alltäglichen Probleme der Branche. Hinzukommt aktuell auch noch die Corona-Pandemie, welche die bereits bestehenden Herausforderungen noch weiter verschärft. Der oft hektische Alltag der Pflegekräfte erschwert folglich die Arbeit und hat auch auf die Versorgungsqualität einen Einfluss. Wenn es immer schnell gehen muss, da es trotzdem gilt, alle Patient*innen zu versorgen, schleichen sich gerne einmal Fehler ein. Daher sind die Arbeitsbedingungen sicherlich als maßgebend für die hohe Behandlungsfehlerquote in der Pflege anzusehen. Dennoch kann es auch aufgrund fehlender Qualifikationen und Kompetenzlücken zu diesen Fehlern kommen. Hier gilt es dafür zu sorgen, dass das eigene Personal stets auf dem aktuellen Stand ist, doch auch darum, Fortbildungen zu ermöglichen und anzubieten.
Ist auch Dir schon einmal ein Fehler bei der Versorgung Deiner Patient*innen unterlaufen? Erzähle uns gerne in einem Kommentar, wie Du damit umgegangen bist.
Quellen:
BMG: www.bundesgesundheitsministerium.de/patientenrechte/behandlungsfehler
Bundesaerztekammer: www.bundesaerztekammer.de/behandlungsfehler-statistik/
MDK (2020): www.medizinischerdienst.de/behandlungsfehlerjahresstatistik-2019/
Stern: www.stern.de/behandlungsfehler-in-den-verschiedenen-medizinischen-fachgebieten
ProPflegemanagement: www.ppm-online.org/pflegedienstleitung/recht-in-der-pflege/pflegefehler/