Unter der Kostenwelle begraben: Können wir uns Pflege in Zukunft noch leisten?

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Die drastische Kostensteigerung in vielen Lebensbereichen explodiert derzeit förmlich. Die finanzielle Belastung zeigt sich nicht nur in den erhöhten Sprit- oder Energiepreisen, auch die Pflegebranche leidet massiv unter den aktuellen Geschehnissen. Lebensmittelpreise steigen, der Weg zur Tankstelle gleicht einem Horrortrip und an die kommende Nachzahlung der Gasrechnung möchten viele gar nicht erst denken. All das führt nicht nur zu einer existentiellen Krise in der Gesellschaft aber vor allem auch zu der Frage, können wir uns die Pflege unserer Angehörigen überhaupt noch leisten? Für viele Menschen ist Pflege keine kostengünstige Angelegenheit, weshalb einige Pflegebedürftige weiterhin zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden. Die Situation könnte sich zukünftig mit den steigenden Kosten weiter verschärfen. 

Wir benötigen Unterstützung!

Das Gehalt der Pflegekräfte in Deutschland wurde seit dem 1. September mit der Einführung des Tarifvertrages erhöht. Den Pflegekräften kommt die Gehaltserhöhung zunächst zugute, jedoch wirkt sich die Inflation und die Energiekrise vor allem auf die Pflegebedürftigen aus. Die Pflege könnte nämlich als Ergebnis der steigenden Kosten für viele unbezahlbar werden. Thomas Grainer, Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), warnt in der Pressemitteilung vor möglichen Zusatzkosten in Höhe von 1000€, die auf die Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zukommen könnten. Angesichts der schwierigen Lage kritisiert Thomas Grainer das politische Vorgehen der Bundesregierung und fordert gleichzeitig finanzielle Unterstützung ihrerseits: „Wir brauchen sofort einen Inflationszuschuss von 25 Prozent für die gestiegenen Sachkosten, zu denen zum Beispiel die Unterkunft und Verpflegung zählen. Ein sofortiger Inflationszuschuss entlastet nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem die Pflegebedürftigen. Die Bundesregierung muss endlich gegensteuern, sonst werden die Menschen unter der Kostenwelle begraben.“

Erfahrungen aus der Community

Auch die Pflegeunternehmen sind sich der immer höher werdenden Preise bewusst und versuchen bereits Maßnahmen zu ergreifen. Wir haben unsere Community zu dem Thema befragt und haben einige Erfahrungen und Meinungen eingeholt. Insgesamt haben 54% der Befragten angegeben, dass sie die steigenden Preise schon spüren und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. 34% der Befragten haben durch die steigenden Preise bereits Probleme und gerade einmal 12% haben keine spürbaren finanziellen Belastungen dadurch erlitten. Die Auswirkungen der steigenden Preise spiegeln sich am Arbeitsplatz für knapp über die Hälfte der Befragten noch nicht wider. Dementsprechend erhoffen sich auch 47% der Community, dass das Problem in naher Zukunft offen im Betrieb kommuniziert wird. 29% gaben an, dass sie es im Betrieb schon merken und bei 18% der Befragten werden bereits Maßnahmen für die Zukunft geplant. Über die Hälfte unserer Community denkt, dass die hohen Strompreise ihr Betrieb am härtesten treffen wird. Die anderen 47% bilden die hohen Benzin- und Gaspreise. So oder so: die Angst vor den steigenden Preisen ist auch auf den Arbeitsstätten angelangt.

Erste Maßnahmen ergreifen!

Viele Pflegekräfte achten schon jetzt darauf, bewusster durch den Alltag zu gehen. Ein*e Follower*in hat uns mitgeteilt, dass die Wassertemperatur im Betrieb schon um ein Grad gesenkt wurde. Andere gaben an, dass sie am Vorabend ihr Auto tanken, wenn die Preise ein wenig runtergehen und jetzt stärker darauf achten, die Lichter überall auszuschalten (wie z.B im Speisesaal), wenn keiner da ist.
Zu der Frage, welche Maßnahmen zur Einsparung noch ergriffen werden sollten, kamen auch einige Vorschläge von euch. Mitarbeiter*innen sensibilisieren, das automatische Dauerlicht tagsüber abschalten, wassersparende Duschköpfe sollen genutzt werden oder auch einfach nur Glühbirnen durch LED Lichter austauschen.

Negative Auswirkung der Inflation

Merthe, Mitglied unserer Community, hat mit uns ihre Geschichte geteilt und erzählt, dass sie aufgrund der steigenden Preise ihr Pflege Studium abbrechen musste: „Die hohen Preise machen es unmöglich das Studium weiter zu finanzieren. Gerade viele, die Pflegewissenschaften studieren und wegen der Ausbildung keine finanzielle Unterstützung in Form von Bafög bekommen, brechen dann als Folge ihr Studium ab.“ Zukünftig hat Merthe nicht mehr vor weiterzustudieren, da es sich finanziell für sie nicht lohnt.

Die Inflation und die Energiekrise haben also große Auswirkungen auf die Pflege. Die Unternehmen, die Mitarbeiter*innen und auch die Pflegebedürftigen sind von den steigenden Preisen betroffen. Wir hoffen weiterhin auf die Unterstützung seitens der Politik und empfehlen kleine Veränderungen im Alltag vorzunehmen, um mit den hohen Preisen zurechtzukommen.

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