Die Gesundheitsbranche befindet sich in einem digitalen Wandel. Es gibt immer mehr neue Behandlungsformen und auch technische und medizinische Innovationen. Diese ermöglichen Kliniken und Krankenhäusern theoretisch einen enormen jährlichen Fortschritt – aber nur theoretisch. In der Realität fehlen deutschen Krankenhäusern jedes Jahr 3,7 Milliarden Euro für dringende Investitionen. Die Finanzierung deutscher Krankenhäuser erfolgt über zwei Wege: Gesetzliche und private Krankenkassen tragen Betriebskosten wie etwa Kosten für berechnete medizinische Leistungen und das Personal. Die Bundesländer sind für die Investitionen verantwortlich. Die von den Ländern zur Verfügung gestellten Mittel sind also von zentraler Bedeutung. Insgesamt zeigt sich aber, dass diese zu wenige Mittel weitergeben.
30 Milliarden Euro Investitionsstau
Langfristig kann die mangelnde Investitionsfähigkeit von deutschen Krankenhäusern die Gesundheitsversorgung durchaus gefährden. Seit 2009 hat sich laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ein Investitionsstau von mindestens 30 Milliarden Euro angestaut. Dringend notwendig sind Investitionen in Gebäude, Medizintechnik und die Digitalisierung. Vorgenommen werden können diese aber nicht. Denn die einzelnen Bundesländer vernachlässigen ihre Pflicht zur Investitionsfinanzierung in Krankenhäuser und stellen dringend benötigte Finanzmittel nicht zur Verfügung. Deutschland droht den Anschluss an internationale Standards im Gesundheitswesen zu verlieren, besonders beim Thema Digitalisierung. Aber auch für bessere Arbeitsbedingungen und ein insgesamt attraktives Arbeitsumfeld fehlen Investitionen.
Den Kliniken fehlt das Geld – mit großen Folgen für die Pflege
Die Folgen: Deutsche Kliniken und Krankenhäuser haben im Vergleich zu anderen Ländern weniger Pflegekräfte. Hierzulande betreut eine Pflegekraft rund 13 Patient*innen. In Ländern wie Spanien oder Belgien ist diese Zahl geringer, in den USA ist eine Pflegekraft im Schnitt sogar nur für 5,3 Patient*innen zuständig. Dieser Personalschlüssel sorgt für eine enorm hohe Arbeitsbelastung und auch eine geringere Qualität der Versorgung. Es bleibt einfach zu wenig Zeit für den direkten Austausch mit den Patient*innen. Aus diesem Grund geben auch 44 Prozent der Pflegekräfte an, dass sie ihre nahen Angehörigen nicht in ihrem eigenen Arbeitsbereich versorgen lassen würden – und rund ein Drittel erwägt es sogar, den Beruf als Pflegekraft aufzugeben oder zumindest einen Teil der Arbeitszeit in einen anderen Tätigkeitsbereich zu wechseln.
Auch Patient*innen leiden darunter
Aber nicht nur die Pflegekräfte leiden unter den fehlenden Investitionen in Krankenhäuser, sondern auch die Patient*innen. Viele fühlen sich schlecht und unzureichend versorgt und besonders die Zeit für Menschlichkeit leidet unter diesen Umständen. Für einfaches Gespräch mit Patient*innen ist nur selten Zeit, denn viele andere Patient*innen wollen auch noch versorgt werden. Dieser Zeitmangel treibt ebenfalls viele Pflegekräfte in andere Versorgungsformen oder ganz aus der Pflege, weil sie ihren eigenen Ansprüchen an ihre Pflege nicht mehr gerecht werden können oder unter Burnout leiden.
Schon nach wenigen Jahren werden Folgen sichtbar
Fehlende Investitionen sind vielleicht über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren nicht gleich bemerkbar, aber bereits ab drei Jahren wird sich eine Verschlechterung der Zustände im Krankenhaus bemerkbar machen. Ab 10 Jahren werden die ersten Bereiche stark darunter leiden. Die Länder geben an, nicht mehr Geld zur Verfügung zu haben. Wenn sie aber die schlechte Situation nicht erkennen und mehr Gelder ermöglichen, so wird sich die schlechte Situation der Pflege weiter verschlimmern. Denn: Gute Pflege zum Nulltarif gibt es nicht.
Quellen:
DKG: www.dkgev.de/investitionsfinanzierung/
GKV Spitzenverband: www.gkv-spitzenverband.de/
Statista: de.statista.com/patientenzahl-pro-pflegekraft-im-internationalen-vergleich/