Kein Datum ist so sehr mit Zukunftswünschen und neuen Plänen verknüpft wie der 31. Dezember. An Silvester schauen wir zwar auch zurück auf das vergangene Jahr, doch die Zukunftsprognosen, die wir aus unseren Bleiklumpen und Jahreshoroskopen heraus lesen sind noch viel spannender. Es ist zwar immer wieder eine Überraschung, was im Laufe eines Jahres alles passieren kann und auch wir können nicht sagen, ob der Glücksklee auch in einem Jahr noch alle seine Blätter hat, aber zumindest über die anstehenden Änderungen in der Pflegebranche können wir verlässlich Auskunft geben. Kommt dieses Jahr endlich die Pflegereform?
Mehr Verantwortung in 2022 für Pflegekräfte
Bereits im Oktober 2020 hat der (ehemalige) Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine Pflegereform auf den Weg gebracht, die im kommenden Jahr umgesetzt wird. Die Reform sieht vor, dass Pflegekräfte ab September mehr Kompetenzen zugesprochen werden. So dürfen sie ihren Patient*innen pflegerische Hilfsmittel empfehlen, die daraufhin von den Pflegekassen erstattet werden können. Außerdem sollen Pflegekräfte eigenmächtig Behandlungsentscheidungen im Rahmen der Pflege treffen dürfen. Bis Ende des Jahres ist auch der Beginn verpflichtender Modellvorhaben vorgesehen, bei denen Pflegekräfte, die mindestens eine Weiterbildung absolviert haben, ärztliche Tätigkeiten ausüben. Von dieser Erweiterung des Tätigkeitsbereichs der Pflegekräfte verspricht sich das Gesundheitsministerium eine stärkere Zusammenarbeit zwischen ärztlichem und pflegerischem Fachpersonal sowie eine Aufwertung des Berufsfelds Pflege.
Endlich bessere Arbeitsbedingungen?
Ob der Pflegenotstand 2022 tatsächlich wirksam bekämpft werden wird, ist noch nicht abzusehen. Doch zumindest ist dies auch die Intention hinter Jens Spahns Pflegereform. Um für alle Pflegekräfte ein faires Einkommen zu garantieren, sieht die Pflegereform vor, dass die Pflegekassen nur mit solchen Pflegediensten zusammenarbeiten können, die ihre Beschäftigten nach dem geltenden Tarif bezahlen. Falls ein Unternehmen keinen Tarifvertrag geschlossen hat, müssen die Löhne dennoch dem tariflichen Standard des Landes entsprechen. Im Juli 2023 soll außerdem die Personalbemessung in vollstationären Pflegeeinrichtungen aufgestockt werden und durch einen bundeseinheitlichen Personalschlüssel bestimmt werden.
Entlastungen für Pflegebedürftige?
Im Rahmen der Pflegereform ist auch eine Senkung des Eigenanteils bei der Finanzierung der Pflege geplant. Nach den ersten zwölf Monaten in Pflege sollen die Betroffenen einen 25 Prozent niedrigen Eigenanteil aufwänden. Nach zwei Jahren erhöht sich die Entlastung auf 45 Prozent und nach drei Jahren auf 70. Dies bezieht sich allerdings lediglich auf die Pflege an sich und nicht auf die Kosten für die Unterbringung oder Nahrung, die einen nicht unerheblichen Anteil der Kosten ausmachen. Da gleichzeitig auch mehr Pflegepersonal beschäftigt werden soll und die Pflegekräfte durch die flächendeckende Orientierung an den Tarifen ein höheres Gehalt erhalten sollen, könnte die finanzielle Entlastung für die Pflegebedürftigen effektiv geringer ausfallen oder sogar zu dem Niveau vor der Reform zurückkehren.
Mehr Unterstützung für Angehörige in 2022
Noch immer werden viele Pflegebedürftige von ihren Angehörigen gepflegt. Damit diese flexibler sein können und ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder in guten Händen wissen, wenn sie selbst in den Urlaub fahren möchten oder erkranken, soll ab dem 01. Januar das Angebot an Kurzzeitpflege ausgebaut werden und die finanziellen Leistungen, die für diesen Zweck zur Verfügung stehen, sollen erhöht werden. Von nun an ist Kurzzeitpflege auch in Krankenhäusern möglich. Diese Versorgungsform soll auch genutzt werden, wenn nach einem Krankenhausaufenthalt der Übergang nach Hause oder in ein Pflegeheim nicht reibungslos organisiert werden kann.
Ob die Veränderungen, die die Pflegereform 2022 auf den Weg bringt, die Pflegebranche wirklich nachhaltig verbessern werden, bleibt abzuwarten. Doch eins steht jetzt schon fest: Auch 2022 halten wir dich immer auf dem Laufenden und berichten dir von den Themen, die die Pflegewelt bewegen. Wir wünschen dir einen tollen Start ins neue Jahr und alles Gute für die nächsten zwölf Monate.
Quellen:
Pflegix: www.pflegix.de/pflegereform-2022-das-aendert-sich-fuer-pflegepersonal-and-pflegeheime
Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de/die-neue-pflegereform-und-was-sie-dazu-wissen-sollten
Bundesgesundheitsministerium: www.bundesgesundheitsministerium.de/pflegereform
Pflegeinform: www.pflegeinform.de/bundestag-beschliesst-pflegereform-2021