05 Okt 2023

Pflege in Japan: Roboter revolutionieren das Pflegesystem

Symbolbild: Roboter in der Pflege:Roboter, der ein schwarzes Gesicht hat und große blaue Augen und schräg nach links oben guckt
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Japan, ein Land von atemberaubender Schönheit und tief verwurzelten Traditionen, steht heute vor einer der bemerkenswertesten Herausforderungen seiner Geschichte: die Pflege einer rapide alternden Bevölkerung. Weltweit ist Japan mit der höchsten Lebenserwartung von 84,8 Jahren an der Spitze der am schnellsten alternden Länder. Damit steigt auch der Bedarf an Pflegekräften und die Arbeitsbelastung. Wie lösen die Japaner das Problem?

Schnell alternde Bevölkerung und ihre Herausforderungen in Japan

Japan, das Land der aufgehenden Sonne, steht vor einer der drastischsten demografischen Veränderungen weltweit, da seine Bevölkerung rapide altert. Eine aktuelle Statistik zur Altersstruktur Japans zeigt, dass der Anteil der Menschen über 65 Jahre in den kommenden Jahren ansteigen wird. In diesem Jahr beträgt dieser Anteil bereits etwa 30,1% der japanischen Bevölkerung, im Vergleich zu lediglich 17,8% vor 23 Jahren. Eine Prognose für das Jahr 2050 deutet sogar auf einen Anstieg auf 37,5% hin. Das heißt, dass im Jahr 2050 etwa 9,3 Millionen Menschen mehr betroffen sind.

Mit dieser schnell alternden Bevölkerung gehen vielfältige Herausforderungen einher: Neben dem wachsenden Bedarf an Pflegeleistungen herrscht in der Pflegebranche auch ein erheblicher Mangel an qualifizierten Fachkräften.

Pflegekräftemangel in Japan: Die wachsende Nachfrage und der steigende Bedarf

In Japan gibt es einen doppelten Effekt in Bezug auf die Pflegebranche: Während die Nachfrage nach Pflegepersonal aufgrund des wachsenden Bedarfs an Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftigen steigt, wird gleichzeitig der Mangel an Pflegekräften immer deutlicher spürbar. Ein deutlicher Indikator für diesen Pflegekräftemangel ist das Verhältnis von Stellenangeboten zu Arbeitssuchenden. Im Geschäftsjahr 2018 lag der Durchschnitt für alle Berufe bei 1,46 Stellenangeboten, während er in den Pflegeberufen mit 3,95 erheblich höher war. Diese steigende Nachfrage nach Pflegeleistungen führt zu einem spürbaren Mangel an qualifizierten Pflegekräften, was zweifellos eine der drängendsten Herausforderungen in der Pflegebranche Japans darstellt.

Roboter sollen Pflegekräfte entlasten

Um den Bedarf an Pflegeleistungen zu bewältigen, setzt Japan verstärkt auf technologische Lösungen, wie Pflegeroboter. Diese sollen die Pflegeeffizienz steigern und die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte verringern. In der Demenzpflege wird beispielsweise der Robbenroboter Paro eingesetzt, der wie eine kleine Robbe aussieht und dazu dient, Patient*innen zu trösten und ihre Stimmung zu verbessern. Das HAL-Robotersystem (Hybrid Assistive Limb) unterstützt Menschen bei der Bewegung und fördert die Mobilität. Der RIBA-Pflegeroboter (Robot for Interactive Body Assistance) hingegen hilft dabei, Menschen in Rollstühle zu heben und reduziert somit erheblich die Belastung der Pflegekräfte. Aktuell liegt der Fokus der Forschung nicht mehr auf der Robotik, sondern verstärkt auf künstlicher Intelligenz und technischen Lösungsansätzen im medizinischen Bereich, um weitere Lösungen zu entwickeln.

Ein weiterer Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen besteht darin, rüstige Menschen verstärkt in der Pflegebranche zu beschäftigen. Um dies zu fördern, wurden Maßnahmen ergriffen, um ältere Arbeitnehmer*innen länger in der Pflege zu halten, einschließlich der Anhebung der Altersgrenze auf 70 Jahre. Viele ältere Menschen in Japan sind motiviert, länger zu arbeiten und setzen ihre Tätigkeiten auch nach Erreichen der Altersgrenze fort. Zudem gibt es Initiativen, ältere Menschen in gemeindebasierte Pflegeprävention und Alltagsunterstützung einzubeziehen, wie Hausbesuche und ehrenamtliche Tätigkeiten vor Ort.

Zögerlicher Einsatz von Robotern im deutschen Pflegesystem

Auch Deutschland sieht sich mit einem erheblichen Mangel an Pflegekräften konfrontiert, da die Gesellschaft immer älter wird. Im Vergleich zu Japan, wo Pflegeroboter bereits in vielfältigen Anwendungen eingesetzt werden, sind in Deutschland erste Erfahrungen mit solchen Robotern bisher auf einige Pilotprojekte beschränkt. Hierzulande werden Pflegeroboter in einigen Pflegeheimen hauptsächlich zur Unterhaltung verwendet, um älteren Menschen eine gewisse Abwechslung im Alltag zu bieten. Ihre Funktionen beschränken sich in der Regel auf das Abspielen von Musik und einfache Bewegungen der Arme im Takt der Musik.

Viele Expert*innen sind sich in Deutschland einig, dass Pflegeroboter niemals das Fachpersonal ersetzen können. Der Robotik-Forscher Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin betont daher, dass solche Assistenten dazu dienen sollen, Fachkräfte zu unterstützen und in Zukunft möglicherweise einige Aufgaben zu übernehmen, jedoch niemals vollständig zu ersetzen. Gesundheitsminister Lauterbach teilt ebenfalls diese Meinung und betrachtet die Angelegenheit mit Skepsis. ´Es existiert keine technische Lösung, kein Roboter kann die menschliche Zuwendung, Nächstenliebe und Fürsorge ersetzen. ´ In Deutschland wird eine Pflegereform als ein Ansatz zur Verbesserung der aktuellen Pflegesituation angesehen.

Was haltet ihr vom Einsatz von Robotern im deutschen Pflegesystem?

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