30 Juli 2024

„Nicht krampfhaft alles muss digitalisiert werden“ sagt Digitalisierungsexperte Jan Grineisen

Speichern

Mit Jan Grineisen, dem Digitalisierungsexperten der DeutschenFachpflege, haben wir in der aktuellen Folge von „Pflegetalk mit PKM“ über die Digitalisierung in der Pflege gesprochen. Die Bereiche Telemedizin, digitale Tools für die Dokumentation und digital assistierte Frühwarnerkennungssysteme wurden ausführlich thematisiert.

Der Grundtenor des Gesprächs ist, dass es nur Sinn ergibt etwas Neues zu entwickeln und Bereiche zu Digitalisieren, wenn das auch einen Mehrwert für Patient*innen/Klient*innen oder die Mitarbeitenden habe. Nur so würde man auch alle Mitarbeiter*innen ins Boot holen können.

Denn die große Herausforderung sei es, ein Klima der Akzeptanz für die Digitalisierung zu schaffen. Dies könne nur dann erreicht werden, wenn sie als Unterstützung vermarktet wird und wirklich unterstützt, ohne die Arbeit zusätzlich zu verkomplizieren. Es ginge nicht darum, die Arbeit der Pflegekräfte, die er immer wieder lobt, besser zu machen. Es geht darum, ihnen ihren Job zu erleichtern.

Digitalisierung kann in mehreren Bereichen unterschiedliche Benefits erwirken:

Dokumentation = Zeitersparnis + Vereinfachung interner Kommunikationsprozesse
Telemedizin = ermöglicht digitale „Vor-Ort“-Betreuung durch medizinisches Fachpersonal
Frühwarnerkennung = schnellere Risikoerkennung z. B. bei drohender Sepsis basierend auf Patient*innenbeobachtung + Erhebung von Vitalwerten über Watches

Die Frühwarnsysteme sollen die Kommunikationsrichtung ändern. Bei alarmierenden Werten bekommen sowohl Pflegekräfte als auch das medizinische Fachpersonal eine Pushmitteilung auf ihr Tablet. So kann sich auch das Fachteam proaktiv bei der Pflegekraft melden und per Telemedizin Hilfe anbieten. Wenn das medizinische Fachpersonal direkten Zugriff auf die Vitalwerte hat, werden also die Kommunikationswege verkürzt und die Interventionsfähigkeit wird somit verbessert. Aber auch hier merkt Grineisen an: „Wir haben ja nicht neurotisch eine Datensucht“. Patient*innen sollen die Watches nicht dauerhaft, sondern nur dann tragen, wenn sie akut gefährdet sind.

Der Digitalisierungsexperte hat uns auch an der Herangehensweise der Toolentwicklung teilhaben lassen. Methodisch wird dort maßgeblich mit Customer Journeys gearbeitet. Um Stellschrauben zu erkennen und ein Zielbild zu entwickeln, werden dort Interviews mit Patient*innen und Pflegekräften geführt. Die erhobenen Informationen werden an ein Start Up übergeben und das dort erarbeitete Tool wird als Pilotprojekt getestet. Bis zur Einführung eines neuen Tools vergeht über ein halbes Jahr.

Die DeutscheFachpflege arbeitet unter anderem auch mit der Kommunikationsplattform Myo, die die Teilhabe der Angehörigen und durch die Einblicke in den Pflegealltag auch die Wertschätzung der Pflegekräfte fördert. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Jan Grineisen hat uns in diesem Gespräch an seinem sehr differenzierten und patient*innen- und mitarbeiter*innenorientierten Blick auf das Thema Digitalisierung teilhaben lassen. Das zeigt, dass auch digital experts Digitalisierung nicht um jeden Preis durchsetzen wollen. Hier klicken um auf Spotify reinzuhören: „Wie wir mit Hilfe der Digitalisierung den Pflegejob verbessern”

 

Du hast bereits ein Konto? Zur Anmeldung

Jetzt ganz einfach und kostenlos mit PKM+ weiterlesen

Exklusive Inhalte, die dich voranbringen

Tipps & Tricks für Pflegekräfte in allen Karrierestufen

Newsletter zu den aktuellsten Pflegethemen

Du kannst endlich Teil der PKM-Community sein!

Zur Registrierung