Nachtdienst – machbar oder Horror?

Ein junger Arzt oder Pfleger liegt nachts auf dem Boden, mit einem blauen Kissen unter dem Kopf und einer Decke über sich. Er wirkt erschöpft, hält jedoch eine Röntgenaufnahme oder ein MRT-Bild eines Gehirns in der Hand und betrachtet es aufmerksam. Neben ihm liegen eine Brille, Notizbücher und einige Dokumente. Der Hintergrund zeigt ein Regal mit Aktenordnern, das Licht ist gedämpft.
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Die einen lieben ihn, die anderen meiden ihn: Der Nachtdienst sorgt für gespaltete Meinungen. Während einige Pflegekräfte die ruhigere Atmosphäre schätzen, empfinden andere ihn als anstrengend und monoton. Doch eines ist klar: Während der Schicht müssen Pflegekräfte stets konzentriert und einsatzbereit bleiben.

Wie wirkt sich der Nachtdienst wirklich aus? Wir haben die möglichen Vor- und Nachteile zusammengefasst und unsere PKM-Community nach ihren Erfahrungen gefragt – die Antworten sind aufschlussreich!

Mögliche Herausforderungen des Nachtdienstes

Hohe Belastung & Verantwortung
Pflegekräfte stehen unter enormer körperlicher und mentaler Belastung, was sich in Stress und gesundheitlichen Beschwerden zeigt. Besonders herausfordernd sind unvorhersehbare Einsätze, Personalmangel und krankheitsbedingte Ausfälle, die häufiges Einspringen oder längere Schichten erfordern. Neben dem Kampf gegen die innere Uhr tragen Pflegende eine hohe emotionale Last. Sie haben große Verantwortung für ihre Patient*innen und sind nachts oft auf sich allein gestellt – auch in kritischen Momenten, in denen schnelle und richtige Entscheidungen gefragt sind.

Schlafstörungen & gesundheitliche Risiken
Schichtarbeit stört den natürlichen Biorhythmus und führt häufig zu Schlafproblemen. Laut einer Umfrage der Deutschen Stiftung Schlaf (2019) leiden 69 % der Pflegekräfte unter Schlafstörungen, die ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Jede siebte Pflegekraft meldet sich deshalb krank.
Langfristig kann ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus gesundheitliche Folgen haben. Studien zeigen, dass Schichtarbeit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann, insbesondere durch begünstigende Faktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht. Diese können sich gegenseitig verstärken und die Gesundheit zusätzlich belasten.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Nachtarbeit und schweren Erkrankungen wie Herzinfarkten ist schwer nachzuweisen, da oft mehrere Faktoren beteiligt sind.

Soziale Einschränkungen & ungesunder Lebensstil
Regelmäßige Nachtdienste wirken sich oft negativ auf das Familien- und Sozialleben aus. Während andere Feierabend haben, bleibt Pflegekräften wenig Zeit für soziale Aktivitäten – entweder fehlt ihnen der Schlaf oder die Energie. Zusätzlich greifen viele aus Stress oder Zeitmangel häufiger zu ungesunden Snacks oder Zigaretten.

Mögliche Vorteile des Nachtdienstes

Neben den oben genannten Herausforderungen, die der Nachtdienst mit sich bringt, gibt es auch Vorteile, die viele Pflegekräfte schätzen.
Einer der häufigsten Gründe ist die Ruhe, die nachts herrscht. Während tagsüber die Patient*innen-Klingel unaufhörlich läutet, Angehörige Fragen stellen und das Telefon ständig klingelt, bleibt es im Nachtdienst meist entspannter – weniger Anrufe, weniger Unterbrechungen. Dadurch bleibt mehr Zeit für Dokumentation oder eine kurze Verschnaufpause. Auch der Arbeitsweg ist angenehmer, da der Berufsverkehr wegfällt.
Ein weiterer Vorteil ist der Nachtzuschlag, der den Nachtdienst finanziell attraktiver macht. Zudem bietet er mehr Flexibilität im Alltag. Wer nachts arbeitet, hat tagsüber oft mehr Zeit für die Familie, kann Kinder zur Schule bringen oder abholen und spart sich möglicherweise eine zusätzliche Betreuung. Natürlich muss der Schlaf priorisiert werden, doch viele nutzen die freie Zeit für Erledigungen wie Einkäufe, Arztbesuche oder Behördengänge – ganz ohne Stoßzeiten.

Nachtdienste in der Pflege: Erfahrungen unserer Community

Wir haben unsere PKM-Community nach ihrer Meinung und ihren Erfahrungen zum Nachtdienst gefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass viele unter hoher Verantwortung und gesundheitlichen Belastungen leiden.

Wie viele Patient*innen betreuen Pflegekräfte in der Nacht?
Die Befragten sind für unterschiedlich viele Patient*innen oder Bewohner*innen zuständig. Während 23 % sich um maximal 10 Personen kümmern, betreuen 32 % zwischen 10 und 30. Jeweils 19 % sind für 30 bis 50 bzw. 50 bis 70 Patient*innen verantwortlich, während 6 % sogar über 70 Personen versorgen müssen.

Rundes Diagramm mit den Patientennummer, die unsere PKM-Community in der Nacht betreuen. 23 % der PKM-Community betreuen bis zu 10 Patient*innen, 32 % zwischen 10 und 30, 19 % zwischen 30 und 50, 19 % zwischen 50 und 70 und 7 % mehr als 70 Patient*innen.

Wie gut sind die Nachtdienste besetzt?
Immerhin 92 % der Teilnehmenden arbeiten nicht allein in der Nacht. Die Mehrheit (63 %) ist zu zweit im Dienst, während 29 % mit mehr Personal arbeiten. Beruhigend: Nur 8 % müssen ihre Schicht komplett allein bewältigen.

Gesundheitliche Folgen durch Nachtdienste
Fast die Hälfte der Befragten (49 %) berichtet von spürbaren gesundheitlichen Auswirkungen. Während 30 % nur gelegentlich leichte Beschwerden haben, fühlen sich 38 % dauerhaft müde und erschöpft. 11 % geben sogar an, dass ihre Gesundheit stark unter den Nachtdiensten leidet. 21 % bemerken keine negativen Auswirkungen.

Welche Auswirkungen haben Nachtdienste auf das Privatleben?
Nachtdienste beeinflussen das Sozialleben vieler Pflegekräfte stark. Während 14 % keine Einschränkungen spüren, geben 30 % an, dass sie sich zwar anpassen können, aber Einschränkungen spüren. 26 % empfinden es als schwierig, Freunde und Familie zu treffen, und für 30 % leidet das soziale Leben erheblich.

Rundes Diagramm mit den Auswirkungen von Nachtdienste auf das Privatleben unserer PKM-Community. 14 % der PKM-Community spüren keine Einschränkungen, 30 % spüren etwas, können aber sich anpassen, 30 % der Community sozial Leben leidet stark darunter und 26 % finden es sehr schwer mit Freunden und Familie.

Was muss sich an Nachtdiensten ändern?
Die Mehrheit der Befragten wünscht sich mehr Erholungszeit nach Nachtdiensten (59 %), während 29 % eine bessere Bezahlung fordern. Nur 10 % sehen den Personalschlüssel als größte Baustelle. 2 % haben andere Vorschläge, etwa eine frühere Rente für langjährige Schichtarbeitende oder einen Beamtenstatus für Pflegekräfte, um den Personalmangel zu bekämpfen.

Fazit: mehr Entlastung und bessere Arbeitsbedingungen sind dringend nötig

Wie alles im Leben haben auch Nachtdienste ihre Vor- und Nachteile. Doch eines ist klar: Sie sind körperlich und sozial belastend. Mehr Erholungszeit, faire Bezahlung und strukturelle Verbesserungen könnten die Arbeit in der Nacht erträglicher machen und Pflegekräfte langfristig im Beruf halten. Gleichzeitig braucht es gesellschaftliche Anerkennung für diejenigen, die im Dienst stehen, während andere schlafen.

Was ist deine Meinung zu Nachtdiensten? Hast du besondere Erfahrungen gemacht? Welche Veränderungen würdest du dir wünschen? Teile sie gerne in den Kommentaren!

Wie stehst du zum Nachtdienst?

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