Von Dosierung bis Digitalisierung: Die Zukunft der Medikamentensicherheit

Tabletten, Tropfen, Pulver – die Verabreichung von Medikamenten gehört zum Pflegealltag. Doch selbst kleine Fehler können schwerwiegende Folgen haben.
Unterschiedliche Applikationsformen, zahlreiche Medikamentenarten und die Einhaltung der 6-R-Regel stellen Pflegekräfte täglich vor Herausforderungen. Auch die korrekte Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten erfordert Fachwissen, höchste Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Doch keine Sorge – wir haben einige hilfreiche Tipps für euch!
Kleine Fehler, große Folgen – Wer darf was?
In einem Altenpflegeheim müssen fast alle Bewohner*innen regelmäßig Medikamente einnehmen, doch viele sind nicht in der Lage, diese selbst korrekt zu dosieren. Daher gehört die Medikamentengabe zu euren zentralen Aufgaben. Sie bringt eine große Verantwortung mit sich, denn ihr seid für die fachgerechte Verabreichung der vom Arzt verschriebenen Medikamente und Betäubungsmittel zuständig.
Pflegehilfskräfte dürfen Medikamente nur nach ausdrücklicher Delegation durch eine Pflegefachkraft verabreichen. Dabei sind bestimmte Medikamentengaben, insbesondere invasive Verabreichungsformen wie Injektionen oder Infusionen, meist nicht delegierbar. Die delegierende Fachkraft trägt stets die Verantwortung für die fachgerechte Durchführung.
Dabei muss sichergestellt sein, dass sie entsprechend geschult sind und über die nötige Kompetenz verfügen. Dazu gehören ausreichende Deutschkenntnisse im Lesen, Schreiben und Verstehen, Kenntnisse über verschiedene Verabreichungsformen, mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen, hygienische Anforderungen, spezifische Anwendungshinweise sowie die sach- und zeitgerechte Informationsweitergabe an Fachkräfte.
Die Delegation kann in manchen Fällen ohne direkte Aufsicht erfolgen, sofern regelmäßige Kontrollen stattfinden. Allerdings unterscheiden sich die Regelungen zur Delegation je nach Bundesland, weshalb immer die aktuellen Vorgaben beachtet werden sollten.
Darf eine pflegebedürftige Person ihre Medikamente eigenständig einnehmen? Das sollte vorab mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt geklärt werden. Grundsätzlich dürfen alle Medikamente – auch frei verkäufliche – nur auf ärztliche Anweisung hin verabreicht werden. Eine Pflegefachkraft darf also nicht eigenmächtig Kopfschmerztabletten ausgeben.
Bei einer ärztlich verordneten Bedarfsmedikation müssen die festgelegten Bedingungen – Indikation, Dosierung und zeitlicher Rahmen – genau eingehalten werden. Ist unklar, ob die Medikation erforderlich ist, sollte eine ärztliche Rücksprache erfolgen.
Milch, Grapefruit & Co.: Was Patient*innen essen dürfen – und was nicht
Bestimmte Lebensmittel können die Wirkung von Medikamenten beeinflussen, indem sie deren Aufnahme hemmen oder unerwünschte Reaktionen auslösen. Besonders bekannt für Wechselwirkungen sind:
- Grapefruitsaft: Kann bestimmte Enzyme blockieren und sollte bei bestimmten Medikamenten (z. B. Statinen oder Immunsuppressiva) gänzlich vermieden werden.
- Alkohol, koffeinhaltige Limonaden sowie Tee, Joghurt und Milchprodukte: Können die Wirkung bestimmter Arzneimittel abschwächen.
- Grünes Gemüse (Rosenkohl, Spinat oder Brokkoli) enthält viel Vitamin K, das die Wirkung von Blutgerinnungshemmern wie Marcumar beeinflussen kann. Es muss nicht vermieden werden, sollte aber gleichmäßig konsumiert werden, um plötzliche Schwankungen in der Medikamentenwirkung zu vermeiden.
Bei Unsicherheiten sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Um Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten besser zu berücksichtigen, gibt es digitale Lösungen wie Menutech. Diese Software hilft, Ernährungspläne individuell anzupassen und potenzielle Risiken zu berücksichtigen und zu minimieren.
In Kliniken und Pflegeeinrichtungen liegt die Verantwortung für eine sichere Ernährung bei Pflegekräften und Ernährungsberater*innen. Da viele Patient*innen diese komplexen Zusammenhänge selbst nicht managen können, ist eine enge Zusammenarbeit mit Fachkräften unerlässlich.
Digitale Helfer in der Pflege: Mehr Präzision, weniger Risiken
Medikationsfehler mit KI reduzieren? Ja, das ist möglich! Forschende haben ein KI-gestütztes Kamerasystem entwickelt, das Medikamentenverwechslungen in Echtzeit erkennt. In einer Studie identifizierte die KI Fehler mit über 98 % Genauigkeit.
Die Technologie wurde von Forschenden der University of Washington, Carnegie Mellon University und Makerere University entwickelt. Unterstützung kam vom Toyota Research Institute und den National Institutes of Health. Trainiert mit 4K-Videos aus echten OPs könnte das System bestehende Sicherheitsmaßnahmen ergänzen. Es analysiert visuelle Merkmale von Spritzen und Ampullen und soll besonders in Operationssälen und Intensivstationen die Patientensicherheit erhöhen.
Darüber hinaus können digitale Assistenten und Chatbots Informationen zu Wirkung, Einnahmeformen, Dosierung, Wechselwirkungen und Kontraindikationen von Medikamenten bereitstellen. Zudem helfen Erinnerungsfunktionen, die Einhaltung ärztlicher Einnahmeempfehlungen zu verbessern und damit die Arzneimitteladhärenz zu steigern.
Fazit: Pflege, Wissen & Technik: Gemeinsam für mehr Sicherheit
Medikamentensicherheit in der Pflege ist kein Zufall – sie erfordert Wissen, Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit. Pflegekräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Durch Schulungen und interdisziplinären Austausch lassen sich Risiken minimieren und die Lebensqualität der Bewohner verbessern.
Moderne Technologien wie KI-gestützte Systeme und digitale Assistenten können zusätzlich helfen, Fehler zu reduzieren und die Patientensicherheit zu erhöhen – doch die Expertise der Fachkräfte bleibt unverzichtbar.
Wie erlebt ihr die Medikamentengabe in der Pflege? Gibt es Herausforderungen oder bewährte Strategien? Teilt eure Gedanken in den Kommentaren!
Wie steht ihr zur Nutzung von KI in der Pflege?